Agnellus, S. (1)

[78] 1S. Agnellus, Abb. (14. Dec. al. 18. Mai). Lat. = das Lämmchen. – Der hl. Abt Agnellus in Neapel war der einzige Sohn seiner Eltern und wurde ihnen durch die Fürbitte der Himmelskönigin geschenkt. Schon im Alter von 15 Jahren verließ er die Welt und ihren Glanz, um als Religiose den engen Weg der evangelischen Räthe zu wandeln. Anfangs lebte er als Einsiedler in einer abgelegenen Höhle, aus der er erst nach dem Tode seiner Eltern hervorging, um mit dem Erbtheile, das er erhalten, ein Pilgerhaus zu erbauen. Als ihn einst ein Dieb schlagen wollte, wurde ihm die Hand gelähmt, und er verlor das Augenlicht, bis er durch die Fürbitte des Heiligen wieder hergestellt wurde. Um dem Zulauf von Menschen, der immer größer wurde, zu entgehen, floh er in den entlegensten Theil des samnitischen Gebirges und lebte in strengster Abgeschiedenheit von Wurzeln und Kräutern, bis ihn eine innerliche Mahnung wieder in's Pilgerhaus zurückrief. Nach siebenjährigem Wirken daselbst ward er wider seinen Willen zum Abte jenes Klosters ernannt, welches der afrikanische Bischof Gaudiosus bei Neapel erbaut hatte, und starb daselbst im J. 596. Zwischen den beiden Städten Neapel und Lucca besteht ein Streit, welche von ihnen im Besitze des Leibes des Heiligen sei. Das ist jedenfalls gewiß, daß er in Neapel der vielen Beweise des Schutzes wegen, welche diese Stadt von ihm erfahren hatte, hoch verehrt und »der Vater des Vaterlandes« (Pater patriæ) genannt wird. Sein Name findet sich am 14. Dec. sowohl im röm. Martyrologium für die ganze Kirche, als auch in jenem Theile desselben, welcher für den Orden des hl. Basilius und für die Canonici Regulares bestimmt ist. In der Stadt Lucca wird das Fest seiner Translation am 18. Mai gefeiert.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 78.
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