Anastasia, S. (9)

[180] 9S. Anastasia, Vid. et M. (25. Dec.) Die hl. Wittwe und Martyrin Anastasia, gewöhnlich die Jüngere genannt, war die Tochter angesehener, wohlbemittelter Eltern zu Rom und hatte eine gewisse Fausta zur Mutter. Sie lebte zur Zeit des Kaisers Diocletian und wurde schon als Kind getauft, was damals höchst selten war. Von ihrem Vater zur Ehe mit Publius, einem beim Kaiser angesehenen Manne und Erzfeinde der Christen, genöthigt, hatte Anastasia, die nach Einigen nie mit ihrem Manne ehelichen Umgang pflog, sondern während der Nacht betete, einen schweren Stand; sie war das Gespött ihres Mannes, der Gegenstand seines Zorns, und wurde endlich von ihm im Hause eingesperrt, wo sie kaum das Nöthige zum Unterhalt empfing. Als sie nahe daran war, zu verhungern, starb ihr Mann auf einer Reise nach Persien, und Anastasia war frei. Wie zuvor schon, diente sie jetzt mit verdoppeltem Eifer den Armen, besonders den Christen und hl. Martyrern. Diese Liebeswerke an den Zeugen des Herrn zogen ihr eine lange harte Gefangenschaft und endlich den Martertod zu. Zufolge der Leidensgeschichte des hl. Chrysogonus, schloß sie sich diesem an, als er nach Aquileja zum Martertode geführt wurde, ward aber von den Heiden ergriffen, wegen ihres standhaften Bekenntnisses grausam gemartert und 30 Tage lang ohne Essen und Trinken im Gefängnisse gehalten. Sie sollte darauf im Meere ertränkt werden; allein das Schiff ging nicht unter, obwohl dasselbe von den Heiden allenthalben durchbohrt worden war, welches Wunder Viele derselben zum christlichen Glauben bekehrte. Endlich wurde Anastasia an drei Pfähle gebunden und ein großes Feuer um sie herum gemacht, worin sie im J. 304 ihren Geist aufgab. Manbrachte ihre Leiche nach Rom und setzte sie in der Kirche bei, die noch ihren Namen trägt.7 [180] Andere sagen, man habe ihren Leib nach Konstantinopel gebracht; überhaupt sind die Nachrichten über die hl. Anastasia nicht klar genug, was daher kommen mag, daß die Lebensumstände der verschiedenen Heiligen dieses Namens mit einander confundirt wurden. Die Acten des hl. Chrysogonus dürften indeß allen Glauben verdienen. Sie wird in Mart. Rom. am 25. December angeführt, wie sie denn auch in der Kirche so große Verehrung genoß, daß ihr Name in den Meßcanon aufgenommen wurde, und selbst am hl. Weihnachtsfeste in der zweiten Messe eine Commemoration von ihr geschieht. Ihr Attribut ist ein Scheiterhaufen.


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 180-181.
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