Anatolia, SS. (1)

[185] 1SS. Anatolia et Audax, MM. (9. Juli). Vom Griech. ἀνατολή = Sonnenaufgang, Orient. – Die hl. Anatolia, Jungfrau und Martyrin zu Thora, einer Stadt Italiens am See Velino, litt mit dem hl. Audax in der decianischen Verfolgung um das Jahr 250. Die hl. Anatolia hatte von Gott die Gabe der Wunder erhalten, machte in der Mark Ancona außerordentlich Viele gesund und bekehrte dadurch Manche zum Christenthum. Von den Oberpriestern der Heiden [185] beim Kaiser deßhalb angeklagt, wurde sie auf dessen Befehl vor den Richter Faustinianus in Thora geführt, der sie, weil sie sich weigerte, den Göttern zu opfern, auf die Folter legen und mit brennenden Fackeln martern ließ; aber sie lobte Gott und sang heilige Lieder. Darüber gerieth Faustinian in eine solche Wuth, daß er einem Marser (Marsus = Zauberer), mit Namen Audax, der das Geheimniß besaß, die Schlangen zu beschwören, befahl, in das Gefängniß der Christin eine wüthende Schlange zu bringen, durch deren Biß sie schmerzvoll sterben sollte. Audax verschloß das fürchterliche Thier mit der Martyrin in den Kerker während der Nacht. Aber wie er am Morgen die Kerkerthüre öffnete, umwand die Schlange seinen Körper und würde ihn erwürgt haben, wenn ihr nicht die hl. Anatolia befohlen hätte, sich in einen Winkel des Gefängnisses zu begeben. Dieses Wunder erfüllte den Zauberer mit Schrecken; er bekannte nun Jesum als wahren und allmächtigen Gott, und bat die Heilige um die Taufe. Kaum hatte der heidnische Richter dieß gehört, so ließ er den Zauberer enthaupten, die hl. Anatolia aber durchbohrte er, da sie eben mit ausgebreiteten Händen betete, mit seinem Schwerte. Das Attribut der hl. Anatolia bei Abbildungen sind Fackeln und Schlangen, mit welchen sie gepeinigt worden.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 185-186.
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