Angelus, S. (1)

[211] 1S. Angelus, M. (5. Mai). Gr. ἂγγελος = der Bote, Engel. – Fast alle Heiligen aus dem Karmeliter-Orden haben den Bollandisten wegen Zweifel an der Aechtheit der Lebensbeschreibungen (Vitae) viel zu schaffen gemacht, keiner aber mehr, als der hl. Angelus, der gleichfalls aus diesem Orden war und zu den Martyrern gerechnet wird. Es sind von ihm drei Lebensbeschreibungen vorhanden, welche alle, wie Papebroch gründlich nachgewiesen hat, mehr oder weniger zweifelhaft sind. Nur das könne als ächt und unzweifelhaft wahr angenommen werden, was von diesem Heiligen im Mart. Rom steht, nämlich daß er ein Priester des Karmeliter-Ordens gewesen und zu Leocata in Sicilien wegen seines Eifers in der Vertheidigung des katholischen Glaubens von den Ketzern getödtet worden sei; alles Andere, was von ihm in den besagten Lebensbeschreibungen steht, ist nach Papebroch mehr oder weniger entstellt. Das Richtigste dürfte Folgendes seyn: Der hl. Angelus wurde zu Jerusalem von christlichen Eltern, die kurz zuvor aus dem Judenthum übergetreten waren, (nach Papebroch im J. 1192) geboren und widmete sich einem strengen Leben in der Genossenschaft einiger Einsiedler am Ufer des Jordans. In der Folge jedoch zog er sich unter die Einsiedler des Berges Karmel zurück, und man glaubt, daß er einer der ersten Genossen des Kar meliter-Ordens gewesen sei. Wie er in's Abendland gekommen, weiß man nicht bestimmt; die Lebensbeschreibungen sprechen von himmlischen Erscheinungen und Aufträgen, die er darin erhalten; allein Papebrochs Meinung dürfte die richtige seyn, indem er dafür hält, er sei in Ordensangelegenheiten nach Rom und von da nach Sicilien gekommen. Jedenfalls predigte er mit allem Eifer das Evangelium in Italien und Sicilien, wo irrige und ketzerische Meinungen im Schwange waren und viele Anhänger hatten. Worin diese bestanden haben, weiß man nicht. Entrüstet über das Aergerniß, das ein Mächtiger in Sicilien gab, der einen lasterhaften Umgang mit seiner eigenen Schwester führte, ermahnte er denselben mehrmals, diesen Unordnungen zu entsagen; allein vergeblich; nur die Schwester ward gerührt und kehrte aufrichtig zu Gott zurück. Darüber aufgebracht, wandte der Blutschänder alle seine Wuth gegen den Heiligen, verband sich mit den Ketzern, wenn er nicht selbst einer war, und dingte Mörder, ihn zu meucheln. Der Martertod ereignete sich zu Leocata (Licata, Leonata) in Sicilien im J. 1225, wie Papebroch will. Der letztere gibt eine weitläufige Erzählung der nach dessen Tod gewirkten Wunder, deßgleichen beschreibt er umständlich dessen Verehrung in Sicilien, vorzüglich zu Leocata und Palermo. Der Name dieses hl. Martyrers steht am 5. Mai sowohl im allgemeinen Mart. Rom., als auch in dem besondern, welches für den Karmeliter-Orden bestimmt ist, und finden sich in beiden Martyrologien die ganz gleichen Angaben bezüglich seines Lebens und Todes.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 211.
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