Anicetus, SS. (5)

[219] 5SS. Anicetus, Photinus (Photius) et Socii, MM. (12. Aug. al. 2. Sept.) Als Kaiser Diocletian zu Nikomedia in Bithynien sich aufhielt und öffentlich (ἐν συγκλήτψ) wider die Christen wüthete, so daß viele vom Glauben abfielen und den Götzen opferten, trat der hl. Anicetus, der bei Surius ein Graf (Comes) genannt wird, vor ihn hin, hielt ihm seine Grausamkeit vor, wies auf die Strafgerichte hin, die nach dem Tode seiner warten, wenn er sich nicht bekehre, und bekannte Jesum laut und öffentlich. Hätte ihn der Anführer der ihn begleitenden Cohorte nicht abgehalten, der Kaiser hätte den hl. Anicet und alle, die es mit ihm hielten, auf der Stelle niedermetzeln lassen; so aber hielt er seine Wuth für den Augenblick zurück, um sie in langsamer Marter abzukühlen. Aber so grausame und furchtbare Peinen er ersinnen mochte, der hl. Anicet ging unverletzt daraus hervor: er wurde mit Ochsenziemern von der Fußsohle bis zum Scheitel geschlagen, doch es schadete ihm nicht im geringsten; er wurde den Löwen vorgeworfen, allein diese leckten ihm die Füße; er wurde mit Steinen niedergeworfen, doch er erhob sich alsbald wieder; er wurde zum Tode mit dem Schwerte verurtheilt, allein als der Henker das Schwert zog und ihn enthaupten wollte, da erstarrte ihm die Hand und er konnte den Todesstreich nicht führen. Der Tyrann schäumte vor Wuth und sah sich machtlos gegenüber dem verfolgten unschuldigen Lamme. Wie dieß Alles der Bruder- oder Schwestersohn (oder nach dem Mart. Rom. der Bruder) des hl. Anicetus, Photius oder Photinus mit Namen, sah, eilte er auf seinen Oheim (ϑεῖος) zu, küßte ihn vor allem Volke, warf dem Kaiser seine Grausamkeit vor und schalt die Thorheit des Götzendienstes. Alsogleich ward er ergriffen und auf das unmenschlichste behandelt; es wurden ihm und seinem Oheime Seile an die Füße gebunden, um von ungezähmten Pferden zerrissen zu werden; aber die Stricke brachen mitten entzwei und sie erhoben sich, standen aufrecht da und lobten Gott. Nachdem der Tyrann befohlen hatte, ihre Wunden mit Salz einzureiben, ließ er sie in's Gefängniß werfen und drei Jahre daselbst schmachten, ohne sich um sie zu bekümmern. Nach Verfluß derselben wurden sie auf des Kaisers Befehl drei Tage in ein sehr stark geheiztes Bad verschlossen; aber auf ihr Gebet zersprangen die Wände und sie lustwandelten darin wie im Paradiese. Endlich wurden sie in einen glühenden Ofen geworfen, um darin verzehrt zu werden; doch das Feuer schadete ihnen nicht im geringsten. Als sie aber den Herrn um Auflösung baten, starben sie in seinem Frieden. Ihre hhl. Leiber, die mitten im schrecklichsten Feuer unversehrt blieben, wurden herausgezogen, von den gläubigen Verwandten der Heiligen einbalsamirt und auf die Halbinsel Daphnusa im ägäischen Meer gebracht, wo sie feierliche Verehrung genossen. – Wie die Christen von Nikomedia die Wunder sahen, welche der Herr an den zwei hhl. Blutzeugen wirkte, da ermuthigten sie sich, stellten sich, eine große Schaar, an den Feuerofen und riefen: »Wir sind Christen!« worauf sie nach des Kaisers Befehl Alle in denselben geworfen wurden und darin den Geist aufgaben. Die Zeit ihres Martyriums wird verschieden angegeben, wie auch der Tag ihrer Verehrung. Während nach Surius ihr Martyrtod in das J. 290 fällt und ihr Fest auf den 2. Sept., weisen die Bollandisten nach, jener habe im Jahre 305 oder 306 stattgefunden, und falle ihr Fest auf den 12. Aug., für welch' letztere Angabe sie das Mart. Rom. für sich haben.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 219.
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