Artemius, S. (9)

[325] 9S. Artemius, M. (20. Oct.) Da Aegypten ein reiches fruchtbares Land war und zum Theil das für die Stadt Rom nöthige Getreide lieferte, behielten die Kaiser dieses Land für sich bevor und übertrugen die Civilverwaltung desselben einem römischen Ritter, der den Namen eines »kaiserlichen Präfecten« trug, die Befehligung des Heeres aber einem Obersten, den man »kaiserlicher Heerführer von Aegypten« nannte. Ein solcher »Dux augustalis« war der hl. Artemius, der am 20. Oct. verehrt wird. Er erhielt diese Würde nach dem Mart. Rom. von Kaiser Constantin dem Großen, nach der Vita des Heiligen aber, die von Johannes Damascenus herrührt, von dem Sohne desselben, dem Kaiser Constantius. Im Leben dieses Heiligen, der wegen seiner Rechtschaffenheit und Tugend in allgemeiner Achtung stand, ist besonders dieses merkwürdig, daß er von Constantius den Befehl erhielt, von Patras in Achaia die Leiber des hl. Apostels Andreas und des hl. Evangelisten Lucas nach Konstantinopel zu übertragen. Die Bollandisten sehen sich gleich im Beginne ihrer Untersuchung genöthigt, eine weitläufige Vertheidigung dieses Heiligen vorauszuschicken, indem einige Historiker, wie Tillemont, die Behauptung aufstellten, er [325] sei dem Arianismus zugethan gewesen und darum nicht unter die Heiligen der katholischen Kirche zu rechnen. An der Rechtgläubigkeit desselben kann, abgesehen von allem Andern, schon aus dem Grunde kein Zweifel seyn, da er ein unerschütterliches Bekenntniß seines Glaubens vor Julian dem Apostaten ablegte. Denn als dieser Fürst in den Krieg wider Persien zog, beschied er seine Feldherren, und also auch den hl. Artemius, der vielleicht auch die Verwaltung von Syrien zu besorgen hatte, nach Antiochia. Daselbst wüthete der Kaiser auf das Grausamste gegen die Christen, was den hl. Artemius bewog, dieser Verfolgung wegen dem Kaiser Vorstellungen zu machen. Die Folge davon war, daß er in's Gefängniß geworfen und nach vielen Martern zum Tode mit dem Schwerte verurtheilt wurde. Nach Andern geschah diese Verurtheilung deßwegen, weil die Heiden in Aegypten ihn verklagten, daß er ihre Tempel niedergerissen und ihre Götzenbilder zertrümmert habe. Freudig ging unser Heiliger dem Tode entgegen und besiegelte seine Standhaftigkeit und Treue mit seinem Blute im Juni des Jahres 363. Die Griechen zählen ihn denjenigen bei, welche sie »Großmärtyrer« (Μεγαλομάρτυρες) nennen. – Warum sein Fest am 20. Oct. gefeiert wird, darüber haben wir keine Aufschlüsse finden können.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 325-326.
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