Bernardus, B. (17)

[461] 17B. Bernardus, (14. Apr.), Abt und Gründer der Congregation von Tiron, wurde gegen das Jahr 1046 zu Abbeville, in der Provinz Ponthieu, von frommen (nicht sehr bemittelten) Eltern geboren und in der Gottesfurcht erzogen. In seinem 20. Jahre verließ er sein Vaterland und ging mit drei Gefährten nach Poitou, mit dem Entschlusse, daselbst in ein Kloster zu treten, wo die Regel streng beobachtet würde. Er kam in das des hl. Cyprian (St-Cyvran) bei Poitiers und wurde vom Abte Raynald II. freundlich aufgenommen. Seine Tugendhaftigkeit, die er als Ordensmann an den Tag legte, zeichnete ihn so sehr aus, daß man ihn in seinem 30. Jahre zum Prior der Abtei des hl. Savinus, eilf Meilen von Poitiers an der Gartempe, wählte. Er ließ sich in dieser Stellung die Herstellung der klösterlichen Zucht sehr angelegen seyn, mußte aber deßhalb außerordentlich viel, selbst vom Abte, erdulden. Nachdem er 20 Jahre an der geistigen Wiederherstellung des genannten Klosters gearbeitet hatte, verlies er dasselbe und verbarg sich einige Zeit in einer Einöde der Maine-Provinz, von wo er sich nach Chaussey, an der äußersten Gränze der Bretagne, begab. In der Folge kam er wieder zu seinem ersten Kloster, wo er die Gelübde abgelegt hatte, und wurde von dem Abte Raynald II. neuerdings zum Prior und zugleich zu seinem künftigen Nachfolger erwählt. Doch wegen einiger Streitigkeiten mit den Mönchen von Clugny, welche die Unabhängigkeit seines Klosters streitig machten, entsagte er später seiner Stelle als Abt und zog sich wieder in seine vorige Einsamkeit zurück, wo er sich mit Robert von Arbriselles verband und mit ihm apostolische Reisen in der Normandie unternahm. Von den Mönchen des Klosters des hl. Cyprian darum ersucht, reiste er zweimal in jener streitigen Angelegenheit nach Rom, und sprach mit solcher Kraft und Beredsamkeit für ihre Rechte, daß der heil. Vater zu ihren Gunsten entschied. Dieser wollte ihn, um ihn immer um sich zu haben und in kirchlichen Dingen benützen zu können, zum Cardinalpriester erheben; allein er schlug diese Würde aus und bat den hl. Vater, in die Einsamkeit sich zurückziehen zu dürfen, welche Bitte ihm auch gewährt wurde, mit dem Auftrage, als apostolischer Prediger seine begonnene Bekehrung der Völker und die Verbesserung der Sitten fortzusetzen. Nach Poitiers zurückgekehrt, reiste er mit zwei bis drei Ordensbrüdern nach der wüsten Halbinsel Chaussey. Hier wollten ihn die Seeräuber jedoch nicht lange dulden, worauf er die Wälder von Savigny in der Normandie zu seinem Aufenthalte wählte. Der Ort schien ihm nicht mehr öde genug, als er sie mit Jüngern Roberts von Arbriselles bevölkerte; darum zog er mit seinem Häuflein in die Wälder von Tiron, wo Rotrou, Graf von Perche und Mortagne, ihm ein Grundstück zu einem Kloster gab, dessen Grund im Jahre 1109 gelegt wurde. Hier war es, wo Bernhard die Regel des hl. Benedict in ihrer ersten Strenge einführte [461] und eine Congregation stiftete, die nachher unter dem Titel der »Versammlung von Tiron« bekannt ward. Der Segen des Himmels war sichtbar über seiner Pflanzung, und standen in kurzer Zeit 100 Klöster unter dem von Tiron. Bei Hohen und Niedern stand der hl. Bernhard in so hohem Ansehen, daß sie von weiter Ferne kamen, ihn zu sehen und zu sprechen. Als König David von Schottland kam, ihn zu besuchen, war er schon verschieden. Am 5. April 1117 auf das Krankenbett geworfen, starb er am 14. April, und wurde, nachdem er drei Tage von dem zuströmenden Volke verehrt wurde, unter großem Zulaufe begraben.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 461-462.
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