Cassianus, S. (14)

[573] 14S. Cassianus, 13. Aug.), ein Martyrer zu Imola (Forum Syllae), der den Kindern in der Grammatik Unterricht ertheilte und ihnen die heidnischen Classiker auslegte, dabei aber die Lehren des Christenthums mit einflocht. Als er deßhalb von ihren Eltern angeklagt und vor Gericht gerufen wurde, gab er auf die Frage, wessen Standes er sei, die Antwort: »Ich bin ein Schullehrer, der den Kindern Jesum Christum, und zwar den Gekreuzigten, verkündet und sie mit dem Heilande der ganzen Welt bekannt macht.« Auf dieses Bekenntniß hin wurde er an eine marmorne Säule gebunden und auf Befehl des Richters durch undankbare Schüler am ganzen Leibe mit den eisernen Griffeln, womit er sie schreiben gelehrt hatte, gemartert. Am 13. Aug. steht er auch im Mart. Rom., und wird im römischen Brevier zugleich mit dem hl. Hippolytus commemorirt. In der Diöcese Regensburg wird sein Fest getrennt vom hl. Hippolytus sub ritu dupl. begangen. Ueber die Zeit seines Martyriums gibt es zwei Meinungen, von denen die Eine seinen Martyrtod unter Julian den Apostaten setzt (etwa um 362), die andere in eine frühere Zeit, wo die Verfolgung noch arg wüthete, welch letzterer Meinung die Bollandisten ihren Beifall geben. Eine weitere Frage ist die, ob er, wie Einige wollen, Bischof von Seben (Brixen) in Tirol gewesen, die von den Einen bejaht und von den Andern verneint wird. Da über dieses sein Episcopat im Alterthum tiefes Schweigen herrscht, so stimmen unsere Gewährsmänner den Letzteren bei und sprechen die Vermuthung aus, daß der hl. Cassian, welcher Bischof von Seben war und auch in Bayern eine Zeitlang das Evangelium verkündete, ein von dem Obigen Verschiedener sei. Vgl. den Nachfolgenden.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 573.
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