Flavia Domitilla, S. (4)

[218] 4S. Flavia Domitilla, V. M. (7., al. 12. Mai). Diese Heilige war eine Tochter der hl. Plautilla, der Schwester des hl. Consuls Flavius Clemens, der um des Glaubens willen gemartert wurde (s. S. Flavius8), und somit eine nahe Verwandte des Kaisers Domitian31. Da sie noch Heidin war, hatte sie den Bewerbungen des Aurelian, eines reichen römischen Jünglings, der sie zur Frau nehmen wollte, Gehör geschenkt. Als sie aber durch ihre Kämmerlinge Nereus und Achilleus das Christenthum und mit diesem die Vortrefflichkeit der Jungfräulichkeit kennen lernte, entschloß sie sich mit Freude, die Bewerbungen ihres irdischen Bräutigams zurückzuweisen, und erhielt dann nach der damaligen Sitte von dem hl. Papst Clemens I. den Schleier. Als hierauf Aurelian sie bei Domitian anklagte, wurde sie mit Nereus und Achilleus auf die Insel Ponza (Pontia) im tyrrhenischen Meere verbannt. Da lebte sie mit denselben in den Uebungen der christlichen Frömmigkeit. Die Zellen, in denen sie von einander abgesondert lebten, standen noch 300 Jahre nach ihrem Martyrtode. Man liest bei dem hl. Hieronymus, daß die hl. Paula auf ihrer Reise von Rom nach Jerusalem dieselben ehrfurchtsvoll besuchte und bei ihrem Anblicke mit neuem Eifer sich beseelt fühlte. Derselbe hl. Hieronymus nennt die Verbannung der hl. Flavia Domitilla ein langes Martyrthum. Es war um die Zeit, wo der hl. Apostel und Evangelist Johannes von Domitian vor dem lateinischen Thore in einen Kessel siedenden Oeles gesetzt und, da ihm dieses nicht schadete, auf die Insel Pathmos verbannt wurde. Nach dem Tode des Domitian (96 n. Chr.) wurden zwar die unter ihm Verbannten von den Kaisern Nerva und Traian wieder zurückgerufen; allein es ist nicht gewiß, ob auch die Verwandten des Domitian darunter begriffen waren. Jedenfalls lesen wir in den Acten der hhl. Nereus und Achilleus, daß die hl. Flavia Domitilla nach Terracina kam und dem Richter Minutius Rufus ausgeliefert wurde, der sie auf der Folter mit Feuer peinigen ließ, und als sie sich fortwährend weigerte, den Götzen zu opfern, wurde sie unter Kaiser Traian mit ihren Milchschwestern Theodora und Euphrosyna, die sie für Christus gewonnen, um das J. 100 enthauptet, und in Rom an der ardeatinischen Straße begraben. Lange Zeit waren ihre Reliquien unbekannt, bis Cardinal Baronius sie in der Kirche des hl. Hadrian wieder auffand, und die zu besitzen die Städte Limoges und Ellwangen sich rühmen. Im Mart. Rem. wird die hl. Flavia Domitilla am 7. Mai mit Theodora und Euphrosyna, und am 12. Mai mit den hhl. Nereus und Achilleus aufgeführt. Im röm. Brevier wird ihr Fest am 12. Mai sob ritu semid. gefeiert zugleich mit den hhl. Nereus und Achilleus, und mit dem hl. Martyrer Pankratius, welcher aber erst später, nämlich um das J. 304, unter Diocletian gemartert wurde. (III. 4.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 218-219.
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