Joël, S. (2)

[180] 2S. Joël, Proph. (13. Juli, al. 10. Mai etc.). Vom Hebr. Joël. = der Anfangende, Wollende etc. Nach Andern: »Dem Jehovah Gott ist, der an den Herrn glaubt« etc. Dieser Prophet Joël, dessen Name auch als Johel gefunden wird, steht bei den Bollandisten am 6. Juli (II. 250) unter den »Uebergangenen«; ausführlicher wird er behandelt am 13. Juli, an welchem Tage er mit Esdras (s.d.) auch im Mart. Rom. vorkommt. Er ist der zweite unter den »kleineren Propheten« und nennt sich selbst den Sohn des Phatuel. Sonst weiß man mit Gewißheit nichts von ihm, wie auch sein Vater nicht weiter bekannt ist. Als seinen Geburtsort nennen Einige Bethom oder Bethoron (Bethomeron) im Stamme Ruben, [180] Andere Betramtha (Betharan?) im Stamme Gad, jenseits des Jordans. Somit wäre er ein Unterthan des Reiches Israel gewesen; aber da er in seiner Schrift Juda und Jerusalem häufig anspricht, scheint er im Reiche Juda gewirkt zu haben, obwohl auch hierüber etwas Gewisses nicht angegeben werden kann. Auch für ein Mitglied des Priesterstandes hat man ihn gehalten, weil ihm das Schicksal der Priester und die Unterbrechung des Opferdienstes so sehr zu Herzen gehe. Wann er gelebt, wird von den Schrifterklärern verschieden bestimmt. Nach Einigen soll Joël unter König Joas gelebt haben, Andere hatten ihn für einen älteren Zeitgenossen des Amos, wieder Andere für einen des Osias. Daß, Joël mit diesen Propheten gelebt hat, dafür dürfte wohl nach W.W. (V. 699) die Stellung seines prophetischen Buches im Canon zeugen; denn jene ist nach der Absicht derer, die den Canon gesammelt haben, eine chronologische. – Nach Dr. v. Allioli hat der Prophet Joël etwa unter dem Könige Azarias (Ozias) zwischen den Jahren 811 und 759 v. Chr. geweissagt. Seine kurze Prophetie enthält zwei Theile. Im ersten Theile (Cap. 1. 2) verkündet er die Strafgerichte Gottes, wobei er die einfallenden Feinde als einen alles verheerenden Heuschreckenschwarm darstellt; im zweiten Theile (Cap. 3) verkündet er die kommende Erbarmung, namentlich die Ausgießung des heil. Geistes, das Schicksal der Heiden und endlich das große letzte Weltgericht. – Die Griechen verehren ihn am 19. Oct. (VIII. 380); auch am 18. Oct. (VIII. 274) und am 20. Oct. (VIII. 811) wird er bei den Bollandisten erwähnt. Ebenso haben sie seiner am 10. Mai (II. 493) gedacht. Nach Papst Benedict XIV. (De Canoniz. l. 4. p. 2. c. 29. nr. 10) feierte auch die Kirche von Jerusalem sein Fest. Auf bildlichen Darstellungen hat, Joël nach Hack (S. 257) ein Füllhorn, als Anspielung auf seine prophetischen Worte, daß der Herr in jenen Tagen seinen Geist über seine Knechte und Mägde ausgießen werde. (Vgl. Apstg. 2,16 ff.) Daher auch manchmal die Herabkunft des heil. Geistes neben ihm angedeutet ist. Sein heil. Leib soll unter dem Hochaltare der Kathedrale zu Zara (Jadera), der Hauptstadt von Dalmatien, ruhen. (III. 475.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 180-181.
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