Johannes de Meda, S. (133)

[255] 133S. Johannes de Meda Presb. (26. Sept., al. 6. Juni). Dieser hl. Johannes der Stifter der Humiliaten, hieß mit seinem Familiennamen Oldrado (Oldratus) und wurde (nach Lechner um das J. 1100) geboren in Meda, einem Dorfe in der Lombardei zwischen Mailand und Incino, auch Pieve-d'-Incino (Forum Licinii) genannt. Von seinem Leben ist nur Weniges bekannt. Er war von adeliger Herkunft und bereits zum Priester geweiht, als er auf göttlichen Antrieb zu Rondenario (Rondenarium, auch Rondinetum, statt Arundinetum) bei Como das erste Kloster der Humiliaten des dritten Ordens unter der Regel des hl. Benedictus gründete. Die erste Entstehung dieses [255] Ordens fällt übrigens schon in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts und wird von Verschiedenen verschieden erzählt. Nach den Bollandisten wurden unter Kaiser Konrad II. dem Salier (nach Andern unter andern Kaisern) lombardische Edelleute kriegsgefangen nach Deutschland geführt und vereinigten sich da zu einem gemeinsamen Leben, welches sie nach ihrer Rückkehr ins Vaterland fortsetzten in religiöser demüthiger Gesinnung, welche wohl – wahrscheinlich ihrem frühern Stolze gegenüber – die Veranlassung zum Namen der »Humiliaten« (humiliatus = gedemüthigt) gab. Ein zweites Stadium erreichten sie, als ihnen der hl. Abt Bernardus von Clairvaur bei einem Aufenthalte in Mailand im J. 1134 oder 1135 eine Regel gab, zufolge welcher sich die Geschlechter theilten und je in einem eigenen Hause unter Leitung eines Priesters ihre Andacht hielten, übrigens als Laien dem Handel, der Wollenweberei etc. oblagen. Dabei mußten sie schon ziemlich zahlreich seyn, da sie an Guido34 einen General hatten, der dem hl. Bernardus zur Seite ging. Wohl nicht lange nachher brachte sie unser hl. Johannes ins dritte Stadium, indem er in Rondenario ein Kloster stiftete und die Regel des hl. Benedictus einführte, die aber erst von Papst Innocenz III. im J. 1201 bestätigt wurde. (Nach Lechner wäre diese Gutheißung, deren Erinnerungssest am 30. Mai gefeiert wird, im J. 1199 erfolgt.) Die Mitglieder erhielten die Tonsur und eine förmliche Ordenstracht. Der hl. Johannes begründete auch noch mehrere andere Häuser, und nach dem ehrwürdigen Jacobus53 lebten die Humiliaten sehr fromm und wirkten besonders wohlthätig gegen die Irrlehren der Katharer etc., die damals in Italien grassirten. Später kamen sie aber in Folge ihres großen Reichthums in Verfall, und als dann ein verworfenes Subject des Ordens, Namens la Farina, am 26. Oct. 1569 auf den hl. Karl Borromäus, der sie reformiren wollte, einen Schuß abfeuerte, wurden sie im J. 1571 vom hl. Papst Pius V. aufgehoben, und ihre Güter zum Theil dem um jene Zeit aufblühenden Orden der Barnabiten eingeräumt. Die Klosterfrauen dieses Ordens aber, welche in der Aufhebungsbulle nicht genannt waren, erhielten sich, wenn auch ohne gleichmäßige Observanz, bis auf unsere Tage. Sie werden auch »Blassonische Nonnen« genannt, von Clara Blassoni, der ersten Oberin der Klosterfrauen, welche in Mailand in ein gemeinsames Klosterleben getreten waren. – Was unsern hl. Johannes betrifft, so läßt sich über seine Stellung zum Orden der Humiliaten nichts Bestimmtes sagen, jedoch scheint er dem Orden selbst nicht angehört, sondern mehr als Seelsorger in demselben gelebt zu haben. Uebrigens wirkte er durch sein heiliges Leben, durch seine eifrige Predigt, durch Wunder etc. für das Reich Gottes. Er starb zu Mailand J. 1159. Bald wurde sein Leib nach Como, dann aber nach Rondenario gebracht. Im J. 1607 war eine große Wasserfluth, in Folge welcher die Kirche des Heiligen leer blieb, bis der heil. Leib im J. 1636 untersucht und unversehrt befunden, dann im J. 1645 in einem schönen Schranke von Cypressenholz beigesetzt wurde. Damals hatten die Somascher die Kirche zu Rondenario. (VII. 343–360.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 255-256.
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