Johannes a Caramola, B. (234)

[317] 234B. Johannes a Caramola, (26. Aug.), ein Cistercienser Laienbruder, welcher im Königreich Neapel in der Provinz Basilicata im Kloster der hl. Maria vom Pfeilschützen (S. Mariae de Sagittario) lebte. Seine Lebensgeschichte ist nicht viel bekannt; seine Verehrung ist aber durch Zeugnisse mehrfacher Art als eine unvordenkliche bestätiget, wie er denn in seinem Kloster ein eigenes Officium hatte, sein Leib dort aufbewahrt wurde, und die Strahlen es andeuten, womit er abgebildet erscheint. Er war aus Toulouse (Tolosa) in Frankreich gebürtig, hat aber den Namen von dem Berge Caramola in der Basilicata, wo er viele Jahre ein sehr strenges Leben führte. Wie er dahin kam oder aus welchem Grunde, kann der Erzähler seines Lebens selbst nicht angeben. Anfangs lebte er im weltlichen Stande in der Umgegend der Flecken Chiaramonte (Clarus Mons, Clarimontium), am Flusse Sinico, und Senise (Sinisium), die zur Diöcese Anglona gehörten. Da soll er seiner Zeit Aufseher eines Weinberges gewesen seyn und dieses Geschäft mit größter Treue versehen haben. Doch sein Sinn für Andacht und gottselige Betrachtung trieb ihn, die Einsamkeit aufzusuchen. Die Gegend war ein Berg Caramola in der Diöcese Anglona, und es heißt die Einöde bei einem Schriftsteller, der sie beschreibt, auch die des hl. Sabas. Dort gab sich der Selige einer sehr strengen Lebens weise hin. Er lebte meistens von der Speise, die ihm Landleute von Zeit zu Zeit aus Verehrung brachten; denn er war von Gott auch mit der Gabe der Weissagung ausgezeichnet worden. Nachdem er lange als Einsiedler gelebt hatte, wendete er sich dem geistlichen Gemeinsamleben zu, indem er sich in das genannte Cistercienser-Kloster der hl. Maria vom Bogenschützen begab, welches bei Chiaramonte lag. Die Entstehung dieses Klosters, dessen Ursprungszeit ins 11. oder 12. Jahrhundert fällt (nach einem Schriftsteller wäre es im J. 1200 gegründet), soll sich von einer Begebenheit herleiten, die an den hl. Eustachius4 erinnert. In dem wohlbewachsenen Walde der Gegend bei Chiaramonte, wo sich nachmals die Abtei erhob, hatte nämlich ein Jäger seinen Pfeil gegen einen Hirsch entsendet, da Geschoß aber war [317] auf ihn zurückgeschnellt, ohne ihn zu beschädigen, und wie er nach der Stelle hinsieht, wo der Hirsch gestanden, erblickt er unten an einem Castanienbaume ein Muttergottesbild. Er geht zum Bischofe von Anglona; dieser begibt sich mit Geistlichen an den wunderbaren Ort und läßt hernach ein Kloster zu Ehren der hl. Jungfrau Maria dort bauen, das er dem Cistercienser-Orden einräumt. In diesem Kloster war es nun, wo unser sel. Johannes als einfacher Mönch und Laienbruder das frühere abgetödtete Leben des Gebetes und der Betrachtung fortsetzte bei kärglicher Nahrung etc. und unter einem so vollkommenen Stillschweigen, daß man ihn, wie der Legendist sagt, »eher stumm als still nennen konnte,« Endlich starb er gottselig am 26. August 1339. Das Andenken seines Dieners ließ der Herr in Wundern fortleben, die durch seine Reliquien und unter Anrufung seiner Fürbitte geschahen. (V. 854–862.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 317-318.
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