Kieranus, S. (1)

[607] 1S. Kieranus et Cartachus Epp. (5. März). Das Leben des hl. Bischofs und Abtes Kieranus von Saigir (Sagiria) in Irland und seines hl. Schülers und Nachfolgers Cartachus wird von den Bollandisten mitsammen behandelt. Der hl. Kieran, auch Keramus, Keranus, Kenerin, Kiaran, Kyranus, Geranus, Piranus und Pyranus genannt, einer der berühmtesten unter den irischen Heiligen, wurde geboren nach Einigen in der irischen Grafschaft Ossory (Osraig) nach Andern in der von Cork, und zwar nach Usher (Usserius) um das Jahr 352, wahrscheinlich aber viel später. Seine Eltern werden von Einigen Lugneus und Lidania, von Andern Domnel und Teingella genannt. Schon in seiner frühesten Jugend wird viel Wunderbares von ihm erzählt6. In einem Alter von 30 Jahren sei er noch als Katechumen nach Rom gereist, wo er getauft worden und noch 20 Jahre dem Studium der hl. Schriften obgelegen sei. Da seine Tugenden und Wunder Aufsehen erregt, habe ihn der Papst zu sich beschieden und ihn mit dem hl. Declanus zur bischöflichen Würde erhoben. Auf seiner Rückreise nach Irland im Jahre 402 sei er in Italien dem hl. Patritius, der eben damals nach Rom reiste, begegnet, und dieser habe ihm gesagt, er solle nach Irland vorausreisen und bei der Quelle Fuaran ein Kloster gründen, was er auch gethan habe. In der Nähe dieses seines Klosters Saygir, wo auch sein bischöflicher Sitz gewesen, und später eine Stadt entstand, welche von ihm den Namen Sier-Keran erhielt, habe er auch ein Nonnenkloster gegründet, in welchem er seiner Mutter Liadan [607] den geistlichen Schleier gegeben, und welches von ihr bei den Irländern den Namen Ceall-Liadan erhalten habe. Inzwischen sei der hl. Patritius vom Papste Cölestin zum Erzbischofe geweiht worden und nach Irland zurückgekehrt. Auf seinen apostolischen Reisen sei er auch in die Provinz Munster (Momonia) gekommen und habe den dortigen König Aengussius getauft. Bei dieser Gelegenheit sei dem hl. Patritius ein ihm sehr nothwendiges Pferd durch Zufall getödtet worden und der König habe den Thäter arg strafen wollen; aber der hl. Kieran habe für denselben gebeten und für ihn Verzeihung erlangt. Und nun werden noch viele Wunder erzählt, die er gewirkt haben soll. Dazu gehört auch die Bekehrung des hl. Cartachus, seines Schülers, den er von der Begehung einer schweren Sünde zurückhielt, und der dann sehr bußfertig lebte. Nachdem nun der hl. Kieran als Muster aller Tugenden fast 300 Jahre lang gelebt habe, sei er am 5. März in die ewige Herrlichkeit eingeführt worden etc. Das Jahr seines Todes ist in der alten Handschrift, aus welcher die Bollandisten dieses Leben des hl. Kieranus genommen haben, ebenso wenig, als das seiner Geburt angegeben. Wenn aber dieselbe ihn den »Erstgebornen unter den irischen Heiligen« nennt, wie er auch bei Butler (III. 372) genannt wird, als wenn er nämlich vor dem hl. Patritius in Irland erschienen wäre und dort als Bischof das Evangelium verkündet hätte, so wird das, was die Irländer von dem früheren Erscheinen der hhl. Albeus, Declanus, Ybarus und Kieranus sagen, von den Boll. (390. nr. 5) für eine bloße Fabel erklärt. Diese suchen nämlich im Appendix (S. 901 bis 902) aus verschiedenen Daten zu beweisen, daß der hl. Kieranns viel weniger als 20 Jahre in Rom geblieben und erst um das Jahr 455 nach Irland zurück gekommen sei, während der hl. Patritiusim J. 432 dahin kam und im Jahr 464 starb. Man glaubt vielmehr, daß der hl. Kieranus einer von den 12 Bischöfen gewesen sei, die der hl. Patritius geweiht hat, um ihn in der Verkündigung des Evangeliums zu unterstützen. In der letzten Zeit seines Lebens begab er sich nach England in die Provinz Cornwall (Cornubia), wo er an der Severn (supra mare Sabrinum), 5 Meilen von der Hafenstadt Padstow, ein einsames Leben führte und einige Schüler, die zu ihm kamen, durch Wort und Beispiel unterrichtete. Dort starb er nach den Bollandisten in einem Alter von etwa 100 Jahren um das Jahr 520 am 5. März. Man baute später zu seinem Andenken eine Kirche an diesem Orte, und eine benachbarte Stadt hat von ihm den Namen St. Piran im Sande (St-Piran's in the Sands). – Sein Nachfolger als Bischof von Saigir war der schon oben erwähnte hl. Cartachus, auch Carthacus, Carthachus, Carthachius, Carthagus und Kartagus genannt, von welchem die Bollandisten keine besondern Acten gefunden haben. Gewiß ist, daß er mit dem hl. Kieran am 5. März verehrt wird. Er soll ein Enkel des Königs Aengussius und auch in Rom gewesen seyn. Er zeichnete sich aus durch seine Demuth und Liebe zum Gebete. Er war der Lehrer des hl. Mochuda (s. S. Carthacus2) und starb um das Jahr 540. Im Mart. Rom. ist weder dieser hl. Kieranus, noch der hl. Carthagus erwähnt. Wohl zu unterscheiden von unserm hl. Kieranus1 ist der folgende hl. Kieranus2, welcher als S. Queranus im Mart. Rom. steht. (I. 389–399).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 607-608.
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