Marcus, S. (16)

[110] 16S. Marcus, Ep. Conf., et Cyrillus10, Diacon. M. cum Soc. (29. März). Der hl. Bischof Marcus von Arethusa in Syrien war eine Zeit lang der Arianischen Ketzerei zugethan, weßhalb auch Baronius über ihn bemerkte: »Die römische Kirche zählt diesen Marcus nicht zu den Heiligen, denn bekanntlich war er Arianer« (auf den Concilien zu Sardica und Sirmium). Dieser große Geschichtsschreiber leugnete also nicht, wie die Neu-Boll. (Oct. VIII. 448) vorauszusetzen scheinen, seine Verehrung bei den Griechen, sondern rechtfertigte nur das Mart. Rom., in welchem dieser Marcus nicht aufgeführt ist. Besser haben die ältern Boll. geantwortet, indem sie das Zeugniß des hl. Gregorius von Nazianz, an dessen Glaubensreinheit und Strenge noch Niemand gezweifelt hat, anrufen, zugleich aber zugeben, daß Marcus eine Zeit lang, von den Arianern getäuscht, vom wahren Glauben abgewichen sei. Baronius selbst hat sein strenges Urtheil über den hl. Marcus in seinen Annalen bedeutend gemildert (ad a. 362). Mit ihm und dem hl. Diacon Cyrillus10 werden in den Menäen noch Jonas und Barachisus, die in Persien gelitten haben, genannt. Einige verbinden mit diesen auch den hl. Georgius27 von Nikomedia, welcher aber, nach Migne, erst im achten Jahrh. gelebt hat. Der hl. Marcus und die übrigen hier bezeichneten Heiligen blühten unter Julian dem Abtrünnigen. Die Verfolgung, welche dieser »philosophische« Kaiser über die Kirche verhängte, war keineswegs so unblutig, als man gerne annimmt. Wenn er auch zunächst nur das Heidenthum schützte, die alten Götzentempel wieder öffnete, den Priestern und ihren Opfern das alte Ansehen wieder zurückgab, so war er in Beziehung auf die christliche Kirche damit nicht zufrieden, daß er die Christen von den Schulen ferne hielt u.s.f., sondern er erließ auch gegen die Kirchengebäude feindselige Edicte, die noch feindseliger ausgeführt wurden, er zog ihre Einkünfte an sich, theils aus Gottlosigkeit, theils aus Habsucht, er ließ Priester und Laien, die sich diesen Gewaltthaten widersetzten, aufs heftigste peinigen, und gestattete dem heidnischen Pöbel jegliche Ausschweifung gegen die Anhänger des »Nazaräers«. Er [110] soll sogar einmal, bei Gelegenheit von Unruhen und Mordthaten, wegen welcher auch Heiden eingezogen wurden, zu dem betreffenden Statthalter gesagt haben, was denn daran gelegen sei, wenn ein Hellene zehn Christen niederstoße (Werner, Gesch. der apol. u. pol. Lit. I. 260). Zu dieser Zeit ließ sich der hl. Marcus von seinem Eifer hinreißen, »eine Wohnstätte der Teufel«, wie der hl. Gregor von Nazianz sagt, d.i. einen heidnischen Tempel zu zerstören. Als darüber gegen ihn, »der so Viele durch den Glanz seines Lebens, durch die Kraft seiner Rede und seine Gelehrsamkeit zum christlichen Glauben bekehrt hatte«, die Volkswuth losbrach, entzog er sich derselben anfänglich durch die Flucht, kehrte aber, bevor noch die Aufregung sich gelegt hatte, wieder zurück. Da brach der Sturm los. Man schleifte den alten Mann durch die Straßen, warf ihn in Kloaken und den Schmutz, zog ihn bei den Haaren wieder heraus, warf ihn von einem Kinderhaufen, wie einen Spielball, auf den andern, und ließ ihn mit Federmessern auffangen. Darauf band man ihm die Füße zusammen und preßte sie, man schnitt ihm mit Bindfaden die Ohren ab, hob ihn dann, mit Honig und Fett beschmiert, in die Höhe, um ihn von den Bienen und Mücken stechen zu lassen. Endlich rief man ihm zu, er solle für den eingerissenen Tempel Entschädigung bieten, und fing an, darüber zu verhandeln. Als er sich auf Nichts einließ, ja sogar (Werner, Gesch. der apolog. und polem. Literatur I. 259) erklärte, er fühle sich desto erhabener, je gemeiner alles um ihn sei, verwandelte sich durch Gottes Fügung die Wuth in Bewunderung. Derso schwer mißhandelte Bischof hatte später die Freude, in diesem Volke eifrige Schüler für die Lehren der Frömmigkeit, die er ihnen verkündete, zu finden. Er lebte noch bis in d.J. 364. Um eben diese Zeit wurden in Gaza Priester und gottgeweihte Jungfrauen nackt in der Stadt herumgeführt und ihnen die Leiber aufgerissen. Die aufgeschlitzten Leiber füllte man mit Schweinefutter und ließ diese Thiere sich an den Leichnamen erlustigen. Aehnlich ging es in Heliopolis. Diese Stadt war dem Venusdienste ergeben, und die christlichen Bischöfe und Priester hatten in der letzten Zeit sich selbst durch Gewalt-Anwendung dem Heidenthum widersetzt. Insbesondere hatteder hl. Diacon Cyrittus10, nach Theodoret, »viele Götzenbilder zertrümmert«. Der darüber aufgebrachte Pöbel schlitzte ihm den Bauch auf, riß ihm die Leber heraus und fraß sie. Zur Strafe verloren diese Cannibalen die Zähne, dann fiel ihnen die Zunge heraus, zuletzt erblindeten sie. Das Andenken an alle diese Martyrer und Bekenner wird in der griechischen Kirche am 28., 29. und 30. März (vgl. die Neo-Boll. VIII. 448, welche das Menol. Basil. citiren), begangen. (III. 774–778).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 110-111.
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