Maria, S. (27)

[173] 27S. Maria (29. Juni). Diese hl. Maria ist jene fromme Frau in Jerusalem, deren in der Apg. Cap. 12 gedacht wird, wo es heißt: »Petrus kam zum Hause der Maria der Mutter des Johannes, der mit dem Zunamen Marcus heißt, wo viele (Jünger) versammelt waren und beteten.« Sonach war ihr Haus zur Zeit der jüdischen Verfolgung ein Zufluchtsort für die Christen. Wahrscheinlich lag es, nach der Apg. zu schließen, in einem abgelegenen Stadttheile, nicht weit von der Stadtmauer. Der hl. Petrus ging nämlich vom großen Gefängnisse weg nur eine Straße vorwärts und bog dann auf die Seite86. Gewiß wurde in diesem Hause das Abendmahl des Herrn nicht gehalten; es lag ja in der untern Stadt, nicht auf Sion, wo es doch der Tradition zufolge gehalten worden ist. Auch spricht die evangelische Erzählung von der Vorbereitung zum Pascha ganz und gar gegen diese Annahme. (Luc. 22,8–32.) Weder hätten die Apostel gefragt: »Wo willst du, daß wir das Pascha zubereiten?« noch hätte Jesus geantwortet: »Sehet wenn ihr in die Stadt eintretet etc.«, wenn Er in dem Hause dieser Ihm und den Aposteln wohlbekannten Frau hätte das Pascha essen wollen. Diese und ähnliche Bedenken, die Papebroche des Weitern entwickelt, wird gewiß jeder urtheilsfähige Leser unterschreiben. Weniger kann man ihm beistimmen, wenn er gegen das Mart. Rom., nach welchem sie auf Cypern gestorben wäre, sich ausspricht. Wir lassen es gelten, wenn er sagt, daß keine feste und sichere Tradition sich hierüber nachweisen lasse. Aber das Argument, daß sie eben so gut in Alexandria gestorben seyn könnte, scheint doch nicht stichhaltig zu seyn, weil Marcus der Evangelist und Johannes Marcus auch zwei verschiedene Personen seyn können und vielleicht auch waren. Daß ihr Andenken am 29. Juni begangen wird, erklärt sich leicht aus der Gastfreundschaft, die sie den hl. Aposteln bewiesen hat. (V. 475 et 476).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 173-174.
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