Maria Victoria, B. (53)

[180] 53B. Maria Victoria, Vid. (12. Sept.). Die selige Maria, zugenannt Victoria Fornari Strata, ist die Stifterin des Frauenordens von der Verkündigung Mariä nach der Regel des hl. Augustinus. Sie war im J. 1562 zu Genua geboren und verheirathete sich nach dem Willen ihrer Eltern in ihrem 17. Jahre mit dem vornehmen Genueser Angelo Strata, der ihre hohe Frömmigkeit kannte und ehrte. Sie gebar ihm sechs Kinder, vier Knaben und zwei [180] Mädchen, welche sie von Kindheit an der hl. Jungfrau weihte. Sie war eine so vorzügliche Gattin, daß ihr Mann öfter von ihr sagte: »Meine Frau ist nur gut zum Beten und für den Haushalt.« Diesen zwei Dingen widmete sie ihre ganze Sorgfalt. Gesellschaften und Unterhaltungen waren nicht für sie. Nach neunjähriger glücklicher Ehe verlor sie ihren Mann und überließ sich darüber einer fast sündhaften Traurigkeit. In dieser Betrübniß wendete sie sich eines Tags zur hl. Jungfrau und bat sie, ihre Kinder als die Ihrigen anzunehmen. Da hatte sie eine Vision, die sie unter der Bedingung der Erhörung versicherte, daß sie von jetzt an keine andere Sorge mehr habe, als Gott über alle Dinge zu lieben. Sie machte nun das Gelübde der Keuschheit und untergab sich der Leitung des Paters Zanoni aus der Gesellschaft Jesu. Eine ihr angebotene nochmalige Verehelichung ausschlagend, fing sie ein abgetödtetes, die vollkommene Einigung mit Gott suchendes Leben an. Während der Fasten, an allen Freitagen und den Vigilien genoß sie nur Brod und Wasser; ihr Vermögen gab sie den Armen. Dennoch trug der Erzbischof von Genua längere Zeit Bedenken, ihr Verlangen einen Frauenorden zur Verehrung der seligsten Jungfrau stiften zu dürfen, zu erfüllen. Endlich gab er seine Zustimmung; im J. 1604 bestätigte auch Papst Clemens VIII. die neue Genossenschaft. Die Nonnen hatten die Zurückgezogenheit der heil. Jungfrau zu Nazareth nachzuahmen weßhalb sie ein viertes Gelübde, das der gänzlichen Abgeschlossenheit von der Welt, ablegten. Nur einige Male im Jahre durften sie mit ihren nächsten Verwandten an den verhängten Sprachgittern sprechen. Ihre Ordenstracht sollte die Kleidung der hl. Jungfrau nachahmen: sie bestand aus einem weißen Leibrock und Brusttuch; Gürtel, Scapulier, Chormantel und Pantoffeln waren von himmelblauer Farbe. Durch diese Farbe sollten sie erinnert werden, daß ihre Handlungen himmlisch seyn müßten; sie hießen sich darum auch himmlische Annunziaden. Zu Rom nennt man sie Turchine, d.i. Veilchenblaue. Erste Oberin war die selige Maria Victoria. Der Orden prosperirte unter ihrer weisen Leitung; sie lehrte durch Wort und Beispiel ihre Untergebenen die Liebe zu Jesus und Maria. Sie gerieth im Gebete öfter in Ekstase, öfter auch vollführte sie wunderbare Heilungen und gab ihr Gott Kenntniß der Geheimnisse des menschlichen Herzens. Sie starb am 15. Dec. 1617. Ihr Leib ist noch unversehrt. Im J. 1828 erfolgte durch Papst Leo XII. ihre Seligsprechung. Ihr Festtag wurde auf den 12. Sept. festgesetzt. (Mg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 180-181.
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