Nonnosus, S.

[577] S. Nonnosus, Abb. (2. Sept., al. 19. Aug., 27. Jan., 12. Mai, 18. Nov.) Der hl. Nonnosus, zuerst Mönch, dann Abt des Klosters auf dem Berge Soracte in Etrurien, gab seinen Mitbrüdern das zweifache Beispiel des demüthigen Gehorsams unter einem strengen Obern, und des unbedingten, die Berge versetzenden Gottvertrauens. Von ihm berichtet nämlich der hl. Gregorius (dial. I. 7.), daß er durch sein Gebet einen ungeheuren Felsen von der Stelle bewegt habe. Dadurch ermöglichte er die Anlegung eines Gartens bei dem Kloster. Durch ein ähnliches Gebetswunder stellte er ein zerbrochenes Lampenglas wieder her. Nicht minder bewirkte er durch sein Gebet eine wunderbare Oelvermehrung. Sein Tod fällt ungefähr in's J. 560. Die Reliquien des hl. Abtes werden im Dom zu Freising verehrt. Papst Leo IX. schenkte sie nämlich dem Bischof Nitger von Freising. Nach dem großen Brande, welcher am 5. April 1159 den Dom einäscherte, wurden die hhl. Reliquien zum zweitenmal erhoben und im Beiseyn des Erzbischofs Eberhard von Salzburg in einem Steinsarge in der Krypta von Bischof Albert im J. 1161 beigesetzt. Nur einige heil. Gebeine wurden in der obern Sacristei aufbewahrt. Zu dem heil. Leibe legten sie unter ihrem Sigel eine bleierne Tafel nebst einem kleinen Goldstück. Allmählich erlosch aber die Erinnerung an diese Uebersetzung so sehr, daß man nicht einmal mehr wußte, wo die heil. Reliquien beigesetzt waren und warum man zu gewissen Zeiten an der Stelle und bei dem Altare, wo sich dieselben wirklich befanden, zwei brennende Kerzen aufzustellen pflegte. Aus dem J. 1661 haben wir die Nachricht, daß der Fürstbischof Albert Sigismund dem Cardinal Barberino für die Sylvesterkirche am Berge Soracte eine schöne Partikel übergab, wo dann im J. 1664 zu Ehren des Heiligen ein besonderer Altar errichtet wurde. Im J. 1708 am 27. Jan. fand man bei einem Umbau der Krypta die heil. Reliquien auf's Neue und hielt am 2. Sept. 1709 und die folgende Octave eine großartige Uebertragungsfeier. Acht infulirte Aebte des Benedictiner-Ordens trugen unter der Begleitung des Fürstbischofs Johannes Franciscus den kostbaren Schrein durch die festlich geschmückten Straßen in einer höchst feierlichen, mit lebenden Darstellungen und Sinnbildern aus dem Leben des Heiligen sinnreich ausgestatteten Procession. Jeden Tag war eine lange »Lob- und Ehren-Predigt« in Gegenwart einer zahllosen Volksmenge. (Vgl. »Freysingischer Alt und Neuer Gnaden-Schatz, das ist: Nonnosus, der große Wunderheilige Abt etc.,« wo sämmtliche acht Predigten mit einer Beschreibung der Erhebungsfeier abgedruckt sind.) Der Heilige wurde [577] besonderer Patron des Domstifts Freising. Sein Fest wird alljährlich am 2. Sept. begangen. Die Oration steht durch seine Fürbitte um den Frieden und das Heil der Seele und des Leibes. Das Evangelium ist dasselbe wie am Feste des hl. Gregorius des Wunderthäters.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 577-578.
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