Placidus, S. (7)

[942] 7S. Placidus, M. (11. Juli al. 26. Oct.) Unweit Disentis (Desertina, cella in spelunca) in der Schweiz, wo später eine Kirche erbaut wurde, fiel am 11. Juli d.J. 630 das Haupt dieses hl. Placidus durch ruchlose Mörderhand. Er war Freund und Gehilfe des heil. Sigibert (s.d.), auf dessen Wunsch er den Grafen Victor, der als fränkischer Statthalter zu Chur lebte, und durch mancherlei Ungerechtigkeiten und wüstes Leben Aergerniß gab, durch ernste Vorstellungen auf bessere Wege zu bringen suchte. Dieser aber erzürnte deßhalb so heftig, daß er, den Aufreizungen seiner Concubine folgend, den heil. Mann auf dem Heimwege tödten ließ. Seine Leiche wurde durch den hl. Sigibert ehrenvoll in der Martinscapelle beigesetzt. (Burg. I. 224 u. Boll. III. 238–240.) Nach der Sage (vgl. Ranbert, IV. 201–210) hatte er dem neuen Koster ein ungeheures Vermögen (ingens patrimonium) zugebracht, das Graf Victor an sich zog. Darüber mußte der hl. Placidus auf Anordnung des Abtes ihn zur Rede stellen und empfing auf Befehl des erzürnten Grafen deßhalb von zweien seiner Dienstleute den Todesstreich. Der gehorsame Mönch brachte dem Abte das abgeschlagene Haupt, das er auf dem Wege in ein von einer Wäscherin erbetteltes Leintuch gewickelt hatte, in die Zelle und sank dann zusammen. Den Tyrannen erreichte bald die verdiente Strafe, indem er (Rettb. II. 142) auf der Rheinbrücke mit den Pferden durchbrach und ertrank. Ein i. J. 1786 aufgefundener Sarkophag, welcher die Marter-Scene des hl. Placidus darstellt, beweist die geschichtliche Grundlage dieser Legende.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 942.
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