Poppo, S. (1)

[964] 1S. Poppo, Abb. Conf. (25. Jan.). Die Geburtszeit dieses Heiligen fällt ins Jahr 978. Sein Geburtsort möchte in Deynse (Dunsa) an der Lys, zwischen Gent und Courtroy gelegen, zu suchen sein, weil er dahin die Reliquien schenkte, welche er von einer Wallfahrt nach Jerusalem, die er schon als Jüngling mit zwei Gefährten angetreten und glücklich vollendet hatte, mit sich brachte. Die Quellen bezeichnen den Ort nicht ausdrücklich, sondern sagen bloß: im Lysgau (Listrogaugium). Sein Vater soll Tizekin geheißen haben, scheint aber schon früh verstorben zu sein, weil die fromme Mutter Adelwiva, die nachher zu Verdun im Rufe der Heiligkeit als Klosterfrau starb, seine Erziehung allein besorgte. Einige Jahre seiner Jugend verlebte er im Waffendienste. Durch ein Traumgesicht vom Eintritt in den Ehestand abgehalten, machte er eine zweite Wallfahrt zu den Gräbern der hhl. Apostel, und trat hierauf in das Kloster St. Theodorich, wo er unter dem ihm schon länger befreundeten Abte Eilbert das Noviciat bestand und dann zum Armen- u. Fremdendienste verwendet wurde. Abt Richard von Verdun nahm ihn, wohl mit Erlaubniß seines bisherigen Abtes, mit sich und machte ihn, in der Abtei des hl. Vedastus zu Arras an Stelle des abgesetzten Abtes Folrad zu seinem Stellvertreter. Seine bewährte Pflichterfüllung, die vor keiner Beschwerde zurückwich, verschaffte ihm die Abtei Beaulieu (früher Wasloy). Als der Abt Bertram von Stapelot (Stabuletum) starb, ernannte ihn Kaiser Heinrich II. zu Straßburg im Einvernehmen mit dem[964] Erzbischof Heribert von Cöln und Bischof Waldbod von Lüttich zu dessen Nachfolger und übertrug ihm zugleich auch die Abtei Malmedi. Aber er fand hier einen Widerstand, der sogar Waffengewalt nicht scheute. Das Gleiche begegnete ihm, als ihm der Kaiser die Abtei St. Maximin in Trier übertrug. Als die verkommenen Mönche sahen, daß unter ihm das Unerlaubte nicht mehr erlaubt sei, selbst wenn es verjährt schien, verschworen sie sich zu seinem Untergang. Durch göttlichen Beistand nahm er jedoch von dem ihm beigebrachten Gifte keinen Schaden. Gleichwohl blieb er standhaft und errang in seinem Gottvertrauen zuletzt den Sieg über seine Widersacher. Die Uebungen der Frömmigkeit und die Pflege der Wissenschaften wurden bald so eifrig betrieben, daß kein anderes Kloster das von Stavelot hierin übertraf. Das Bisthum Straßburg, welches ihm Kaiser Conrad II. i. J. 1008 anbot, schlug er aus. Sein Beruf war und blieb die Reformation des klösterlichen Lebens, worin er eine erstaunenswerthe Wirksamkeit entfaltete. Wir nennen unter deutschen Klöstern nur Epternach, St. Maximin in Trier, Weissenburg und St. Gallen. Vielen Klöstern gab er neue und fromme Aebte: der Zelle des heil. Gislenus einen Heribrand, nach Haumont setzte er Everhelm, Lambert nach Valciodorum, Heriger nach St. Paul in Utrecht, Emmelin nach Arras, Balduin nach Marchiennes. An letzterem Orte starb er als Abt von Stavelot in Mitte seiner Brüder auf dem Boden liegend in einem Alter von 66 Jahren am 25. Jan. 1048. Bischof Vaso von Lüttich gab ihm in der Abteikirche von Stavelot ein feierliches Begräbniß. Im J. 1624 wurden seine Reliquien erhoben, obwohl eine förmliche Canonisation nicht stattgefunden hat. Sein Name ist übrigens jetzt ins Mart. Rom. aufgenommen. Auf Bildnissen ist er dargestellt, wie er einem Menschen, den ein Wolf getödtet, das Leben wieder gibt. Auch das erwähnte Traumgesicht ist manchmal dargestellt. Der Heilige, mit einem glänzenden Speere in der Hand, sitzt zu Pferde; neben ihm zwei Knaben, von welchen der eine das Pferd führt, der Andere ein Glöcklein in der Hand hält. Hinter ihm reitet sein Gefolge, das er verabschiedet. (II. 637.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 964-965.
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