Proclus, S. (3)

[989] 3S. Proclus (Proculus) Ep. (24. Oct.). Dieser hl. Bischof von Konstantinopel wurde vom heil. Johannes Chrysostomus wegen seiner erprobten Tugend zum Vorleser und Geheimschreiber ernannt. Die Diaconats- und Priesterweihe erhielt er durch den Patriarchen Atticus. Dessen Nachfolger Sisinnius erhob ihn auf den bischöflichen Stuhl von Cyzicus; er konnte aber von demselben niemals wirklichen Besitz ergreifen. Er bewährte sich als eifriger und strenger Prediger der Wahrheit und getreuer Verehrer der Mutter Gottes, weßhalb ihn die Ketzer jener Zeit anfeindeten und verfolgten. Die Aufdeckung und erste Widerlegung der Nestorianischen Ketzerei hatte die kathol. Kirche ihm zu verdanken. Er bestieg am 12. April d.J. 434 als Nachfolger Maximians den Hirtenstuhl von Konstantinopel, und fuhr fort, in demselben [989] Geiste zu wirken. Die Einheit mit der römischen Kirche und allen Rechtgläubigen hielt er für das beste Mittel, die Irrlehren zu bekämpfen. Zugleich ging er gegen deren Begünstiger mit möglichster Sanftmuth und Milde vor; er wollte sie weniger beschämen als gewinnen und zur kirchlichen Einheit wieder zurückführen. Die zerstreuten Schäflein zu sammeln, die rechtgläubige Lehre überall zu verkünden, die gesunkene Zucht und Ordnung wieder aufzurichten, war sein stetes Bemühen. Auch die Bekehrung des kaiserl. Beamten Volusianus, der noch Heide geblieben war, wird von ihm gemeldet. Derselbe wurde kurz vor seinem Tode durch die heil. Taufe in den Schoos der Kirche Jesu aufgenommen. Im J. 437 empfing er ein dogmatisches Schreiben der Armenischen Bischöfe, welchem sich auch einige Persische Kirchenhirten angeschlossen hatten, in welchem sie den bereits verstorbenen Bischof Theodor von Mopsueste als eigentlichen Vater der Nestorianischen Ketzerei anklagten, und »ein wildes Thier«, »einen Teufel in Menschengestalt« nannten. Der hl. Proclus benützte diesen Anlaß, in einer längeren Abhandlung die wahre Kirchenlehre über die beiden Naturen in Christus auseinander zusetzen und übersendete dieselbe an den zuständigen Patriarchen Johannes von Antiochia, dessen Anordnungen, wie er sagte, die orientalischen Kirchen ohne Widerspruch Folge leisten sollten. Die der wahren Lehre entgegengesetzten Irrthümer waren am Schlusse besonders verzeichnet, jedoch Niemand als Urheber derselben namentlich aufgeführt. Bei Uebertragung der Reliquien des hl. Johannes Chrysostomus, die das Volk am St. Johannestage d.J. 438 in der Kirche laut forderte, hatte er nicht bloß die dem Heiligen schuldige Verehrung, sondern auch die Versöhnung und Beruhigung der über das ihm zugefügte Unrecht immer noch aufgeregten und erbitterten Gemüther im Auge. Daher sorgte er, daß sie mit möglichster Feierlichkeit und Aufwendung außerordentlicher Mittel geschah. Ebenso transferirte er, vorzüglich auf Andringen der hl. Pulcheria (s.d.) die Reliquien der vierzig hl. Martyrer von Sebaste (s. S. Quirio), die in der St. Thyrsuskirche unter dem Ambo begraben lagen. Papst Sixtus III. hat ihn wegen seines klugen Eifers und seiner Frömmigkeit mehrfach belobt und ausgezeichnet. Ebenso stand ihm Kaiser Theodosius II., wie bei seiner Erhebung zum Patriarchen, so auch in seiner ganzen Berufsthätigkeit kräftig zur Seite. Als im J. 446 (vgl. Boll. Febr. III. 78, wo diese Jahrzahl als richtig, 447 aber als unrichtig nachgewiesen ist) ein furchtbares Erdbeben sechs Monate lang verschiedene Gegenden des Orients in Schrecken setzte, flehte der hl. Proclus mit seiner Heerde die Barmherzigkeit des dreieinigen Gottes an. Das Volk betete: »O heiliger Gott, o heiliger und starker Gott, o heiliger und unsterblicher Gott, erbarme dich unser!« Dieses Gebet, Trisagion genannt, wurde in das Meßbuch aufgenommen und ist noch heut zu Tage bei den Griechen, in der römischen Kirche aber am hl. Charfreitage, im Gebrauche. Noch in demselben Jahre starb er. Zeitgenossen und Ueberlebende ehrten ihn wegen seiner Frömmigkeit, Gelehrsamkeit, Rechtskenntniß und Rechtgläubigkeit. Auch die Feier des Gottesdienstes und die genaue Beobachtung der Cermonien lag ihm unablässig auf dem Herzen. Sein Name wird sowohl in den griechischen als in den russischen Kalendern gefeiert, das Mart. Rom. hat ihn am 24. October.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 989-990.
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