Procopius, S. (3)

[990] 3S. Procopius Abb. (23. März al. 4. 5. und 8. Juli, 1 April). Der hl. Abt Procopius ist der erste böhmische Heilige, der durch eine päpstliche Bulle in die Zahl der Heiligen aufgenommen wurde. Es geschah dieses am 4. Juli d.J. 1204 durch Papst Innocenz III. Im folgenden Jahre wurde er zum Landespatron von Böhmen erwählt, in welcher Eigenschaft er noch bis zum heutigen Tage verehrt wird. Die Klosterkirche zu Sazawa, welche früher zu Ehren der seligsten Jungfrau und des heil. Johannes des Täufers war erbaut worden, erhielt jetzt seinen Namen. Zu so großer Ehre gelangte der Heilige durch das einsame, in Gott verborgene Leben, das er von Kindheit an gesucht und gepflegt hatte, und aus welchem er nur heraustrat zur[990] Ehre Gottes und zum Wohle seiner Mitmenschen. Seine Geburtszeit wird ins J. 990 gesetzt; der Ort, in welchem er zur Welt kam, ist das Dorf Chotaun (Chotum, Chottum), zwischen Böhmisch-Brod und Kaurzim gelegen; seine Eltern sind wie dem Namen so auch den Lebensverhältnissen nach gänzlich unbekannt. Aus den von ihm gewonnenen und verwertheten Kenntnissen in der slavischen und griechischen Sprache und dem Ritus der griechischen Kirche läßt sich schließen, daß er eine gute, sa vorzügliche Erziehung genossen hat. Da zu jener Zeit nur auf dem Wischehrad an der dortigen St. Clemenskirche eine theologische Schule bestand, so wird er wohl zu seiner gänzlichen Ausbildung dieselbe gleichfalls besucht haben. Die Angabe, er habe sich als Jüngling verheirathet, steht so vereinzelt, daß sie keinen Glauben verdient. Dagegen stimmen die Geschichtschreiber darin überein, daß er zuerst Weltpriester gewesen und dann durch den Umgang mit einem frommen Schüler des hl. Benedictus, Einsiedler geworden sei. Er soll daher, um in größerer Vollkommenheit Gott dienen zu können, in dem Benedictinerkloster von Brzewnow (später St. Margaretha genannt) die Gelübde abgelegt, um d.J. 1033 aber die damals nur von Wölfen und Bären bewohnte Einöde von Sazawa zu seinem künftigen Aufenthalt gewählt haben. Die Höhle, welche er da bewohnte, ist setzt noch ein schauerlicher Ort, und besteht aus einer tiefen, finsteren Oeffnung eines über den Fluß Sazawa abhängenden Felsens, die nur einen sehr engen und beschwerlichen Eingang hat, und in welche durch Felsenritzen einiges Licht fällt. Noch zeigt man hier seine Lagerstätte und die Löcher, durch welche die bösen Geister entflohen, als der Heilige den Ort betrat. Später, erzählt die Sage, kehrten dieselben zwar wieder zurück, um ihn zu plagen und zu versuchen, aber er gewann eine solche Herrschaft über sie, daß sie ihm jede knechtliche Arbeit verrichten, die Waldung roden, den Boden umackern mußten. Nach einiger Zeit begab es sich, daß der damals über Böhmen herrschende Herzog Udalrik in dem Walde bei Sazawa Jagd hielt und zufällig, bei der Verfolgung eines Hirsches, zu der Höhle des Heiligen kam. Da er eines labenden Trunkes bedurfte, führte der Einsiedler den Herzog zur nächsten Quelle, schöpfte Wasser, segnete den Trunk und reichte dem Herzog, ohne es zu wissen und zu wollen, köstlichen Wein. Darin erkannte der Herzog einen Wink göttlicher Vorsehung, für seine Sünden Buße zu thun. Nachdem er dem Heiligen gebeichtet und die Lossprechung erlangt hatte, machte er sogleich Veranstaltungen zur Erbauung eines Klosters im Forste von Sazawa; der Bau wurde durch seinen Sohn Brzetislaw vollendet. Die Zeit zu bestimmen, ist nicht leicht möglich, d.J. 1009 ist jedenfalls zu früh. Der neuen Stiftung wurden zahlreiche Grundstücke und andere Einnahmsquellen zugewiesen. Die Leitung des Klosters führte auf Verlangen des Stifters der heil. Procopius nach der Regel der Benedictiner, und gab Mönchen und Weltleuten das Beispiel eines vollkommenen Lebens. Den Fremden war er ein leutseliger Gastfreund, den Armen ein liebevoller Brodvater. Nachdem er in solcher Weise etwa zehn Jahre dem Kloster vorgestanden war, starb er am 23. März des J. 1053, wie er vorhergesagt hatte. Einige nennen den 25., Andere den 1. April als Todestag. Bald nach seinem Tode begaben sich an seinem Grabe mancherlei Wun der. Ein Arm des heil. Abtes kam nach Prag und vermehrte den Reliquienschatz des Domes des heil. Vitus. Viele Kirchen und Kapellen in Böhmen haben ihn zum Schutzheiligen gewählt. Im Jahr 1585 wurde der hl. Leib in die Kirche zu allen Heligen auf dem Schlosse zu Prag übertragen. Auf Abbildungen sieht man ihn gewöhnlich als Einsiedler, neben sich einen Hirsch. In der Kirche zu Srakonitz sieht man ihn ackern, wobei er statt des Pferdes den Teufel an den Pflug gespannt hat. (II. 136–148.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 990-991.
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