Proterius, S. (1)

[998] 1S. Proterius. Patriarcha Alex. (28. Febr.) Dieser hl. Patriarch gehört zu den eifrigsten Vertheidigern des kathol. Glaubens gegen die Eutychianer in der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. Seine Jugendgeschichte ist unbekannt, [998] aber es besteht die Vermuthung, daß er ein Schüler des heil. Cyrillus (seit dem J. 412) gewesen ist, welcher ihn wahrscheinlich auch ordinirt hat. Unter dem gottlosen Dioskurus bestand er die erste Glaubensprobe. Nach dessen Verbannung und Absetzung im J. 451 berief ihn eine zu Alexandria gehaltene Synode auf den Patriarchenstuhl. Aber die Partei des abgesetzten Patriarchen wollte nichts von ihm wissen. Es kam selbst zu Gewaltthätigkeiten gegen die ihm vom Kaiser gegebene Schutzmannschaft. Sie wurden mit Steinwürfen verfolgt und der Serapistempel, in welchen sie sich vor der tobenden Menge geflüchtet hatten, in Brand gesetzt. Die harten Maßregeln, welche der Kaiser deßhalb über Alexandria verhängte, gaben dem hl. Proterius Gelegenheit, ein Beispiel christlicher Selbstverleugnung zu geben, indem er für die bedrängte Bürgerschaft kräftige Fürbitte einlegte. Um seine Glaubensgemeinschaft mit dem römischen Stuhle zu zeigen, richtete er i. J. 454 ein Schreiben an den heil. Papst Leo, das verloren gegangen ist. Dagegen ist ein Brief des Heiligen vom folgenden Jahre vorhanden, welcher die Ueberschrift trägt: »Meinem Herrn, dem geliebtesten Bruder und Mitpriester Leo Heil im Herrn!« Er handelt über die Osterfeier, welche am nämlichen Tage wie in der römischen Kirche begangen werden soll. Die Beschlüsse des Concils von Chalcedon durchzuführen, war das eifrigste Bestreben des hl. Proterius, Eine von ihm zu Alexandria gehaltene Synode schloß wegen Widerstreits gegen dasselbe den Mönch Timotheus Aelurus und Petrus Mongus im J. 456 von der Kirchengemeinschaft aus. Dafür hetzten sie das Volk, vorzüglich aber die Mönche, Engelserscheinungen vorspiegelnd, gegen den hl. Patriarchen, der überhaupt nie seines Lebens sicher war und fast immer militärische Bedeckung nöthig hatte. Sie setzten in der That seine Absetzung durch, während Timotheus Aelurus sich auf den Patriarchenstuhl erheben ließ. Die excommunicirten Bischöfe Eusebius von Pelusium und Petrus von Majuma vollzogen die Weihe. Der hl. Proterius wurde zu Ostern des J. 457 im Baptisterium getödtet und sein Leichnam durch die Straßen der Stadt geschleift, in Stücke gehauen und verbrannt, die Asche aber zerstreut. Dafür setzte man ihn unter die Zahl der heiligen Martyrer. (III. 729–736.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 998-999.
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