Ramuoldus, B.

[35] B. Ramuoldus (Ramwuoldus), Abb. (17. Juni). Dieser Selige, von Geburt ein Franke, auch Ramboldus genannt, ein frommer und seeleneifriger Mönch zu St. Maximin in Trier, wurde i. J. 975 vom hl. Bischof Wolfgang nach Regensburg berufen, um dem Kloster St. Emmeran als Abt vorgesetzt zu werden. Hier wurde die klösterliche Zucht unter und von[35] ihm, mit Beihilfe des hl. Wolfgang, wieder hergestellt. Er war ein Mann von großer Vollkommenheit, der durch die Erbauung eines Pilger- und Krankenhauses bei der Abtei seine Verdienste noch vermehrte. Oft diente er selbst in demüthiger Hingebung den Armen bei Tische. Dabei war er ein Mann der Wissenschaft, der die Bibliothek des Klosters mit neuen Schätzen bereicherte. In seinem hohen Alter verlor er das Augenlicht, in welchem Zustande er diejenigen tröstete, die ihn trösten wollten. Als er zwei volle Jahre die Blindheit mit Geduld ertragen hatte, war er einst zur Nachtszeit vor einem Bilde des Gekreuzigten, von Gebet und Thränen ganz ermüdet, eingeschlafen und es schien ihm, als stiege Christus der Herr vom Kreuze herab und stellte ihm das Augenlicht zurück. Als er erwachte, waren seine Augen wirklich gesund. Der hl. Heribert, nachmaliger Erzbischof von Köln, und Kaiser Otto III., dessen Gewissensrath der Selige war, schätzten ihn sehr hoch. Als er die Ankunft seines Todes fühlte, nahm er von seinen Mitbrüdern Abschied, ließ sich in die Kirche tragen, um der hl. Messe beizuwohnen und während derselben die hl. Wegzehrung zu empfangen. Sobald er die himmlische Nahrung erhalten, athmete er mit zum Himmel emporgehobenen Händen seinen Geist aus im 100. Lebensjahre am 17. Juni 1001. Der hl. Heinrich, Herzog von Bayern, trug ihn auf seinen eigenen Schultern zum Grabe und sorgte für seine Grabstätte. Ein Kupferstich in der Bav S. zeigt uns sein Bildniß, wie er Jünger aus seinem Kloster absendet. (III. 413.)


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 35-36.
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