Ratholdus, B.

[41] B. Ratholdus, Erem. Die Geburtsstätte dieses seligen Einsiedlers ist Aibling in Oberbayern. Sein Zeitalter ist das 9. Jahrhundert. Er war der Sohn einer gottesfürchtigen Ritterfamilie und fühlte sich von Kindheit an zum einsamen Leben hingezogen. In aller Stille verließ er eines Tages seine Eltern, seine Brüder und seine Heimat, um unter Gottes Schutz einen Ort aufzusuchen, wo er ferne von der Welt nur seinem Seelenheile leben könnte. Nach langem Umherirren kam er in eine schauerliche Schlucht, zwei kleine Stunden n.-ö. von Schwatz in Tyrol. Hier beschloß er zu bleiben. Zur Wohnung wählte er sich eine Felsengrotte auf der steilen Anhöhe und errichtete neben ihr eine kleine Kapelle, die er dem hl. Georgius widmete. Nach einiger Zeit wallfahrtete er nach Rom und Compostella. Gott segnete seine Wallfahrt, denn er kam zurück als Priester mit einem Bilde der schmerzhaften Gottesmutter, das er in seiner Kapelle aufstellte. Bald gesellten sich Gleichgesinnte zu ihm und so entstand auf dem Georgenberge eine vielbesuchte Stätte des Gebetes und eine Pflanzschule stiller Tugend. Wie lange der Selige hier lebte und wirkte, wissen wir nicht. [41] Die Wallfahrt aber besteht noch bis auf den heutigen Tag. Das Bild des seligen Gründers ist neben dem Bilde des heil. Apostels Jakobus auf dem Hochaltare aufgestellt. (Sulzb.-Kal.)


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 41-42.
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