Remigius, S. (4)

[68] [68] 4S. Remigius, Ep. Conf. (28. al. 29. Oct., 16. Mai, 16. Dec.) Das Hinscheiden dieses Erzbischofs von Lyon wird ins J. 875, seine Geburt ins Ende des 8. oder den Anfang des 9. Jahrh. gesetzt. Weder Geburtsort noch Familiennamen sind von ihm bekannt. Seine gänzliche Losschälung von der Welt fällt hiedurch desto mehr in die Augen. Mit dem Eintritt ins Kloster begrub er allen Anspruch auf menschliche Auszeichnung. Er wurde aber zum Abt von Condat (St. Oyend, auch Groß-St. Cloud genannt) erwählt und dadurch dem Kaiser Lothar empfohlen. Es war für ihn zuversichtlich eher eine Abtödtung als die Erfüllung eines Wunsches, wenn er an den kaiserlichen Hof gerufen wurde, um die Ausgaben für die Armen, die Spitäler und Krankenhäuser zu besorgen. Im J. 831, nach dem Tode des Bischofs Amolonius von Lyon, der am 31. März d. J. erfolgt war, wurde er zu dessen Nachfolger bestimmt. Die Abtei behielt er aber unter seiner Leitung, da sie ohnehin in seinem Sprengel lag. Auch jetzt war und blieb der Kaiser ihm allezeit gewogen und schützte ihn in seinen Rechten und Einkünften gegen die Habgier und den Neid der Adeligen in der Nachbarschaft. Er hielt strenge Kirchenzucht und forderte von den Klöstern neben genauer Einhaltung der Ordensregel ununterbrochene Thätigkeit in Kirche und Schule. Seine Liebe gegen Irrende zeigt sich in dem strengen Tadel, welchen er gegen den Erzbischof Hincmar von Rheims wegen der harten Behandlung des Mönchs Gottschalk auf der Synode zu Quercy i. J. 819 aus sprach (de tribus epistolis). Er zeigte, daß einige seiner Lehren von den hl. Vätern selbst gelehrt wurden, andere keine Glaubenssätze, sondern nur Meinungen betrafen, und nur ein Satz: daß der Mensch den freien Willen nur zum Bösen, nicht aber zum Guten besitze, offenbar ketzerisch sei. Als Hincmar i. J. 853 auf einer neuen Synode zur Quercy sur Oise in vier Artikeln Einsprache erhob, schrieb der heil. Remigius ein Buch »über die Nothwendigkeit, der Wahrheit der hl. Schrift unentwegt sich anzuschließen und hiebei der Autorität der Kirchenväter getreulich zu folgen«, das er i. J. 854 herausgab, und auf der im darauf folgenden Jahre zu Valence abgehaltenen Synode die Gutheißung der versammelten Bischöfe fand. Das Gleiche geschah i. J. 859 auf der Synode zu Langres, deren Beschlüsse Papst Nicolaus I. bestätigte. Er war überhaupt ein außerordentlich thätiges Kirchenhaupt. Wir finden ihn i. J. 860 auf der Synode non Touzy bei Toul; i. J. 866 auf der von Soissons; i. J. 869 zu Verberies; i. J. 870 zu Attigny, endlich i. J. 871 zu Douzi bei Mouzon. Er schrieb nächstdem noch theologische Werke, arbeitete für die Erhaltung des Friedens zwischen Kirche und Staat, und ordnete das gemeinsame Leben der Geistlichkeit. Seine Ruhestätte erhielt er in der Kirche St. Justus. Im Jahr 1287 am 16. Dec. wurde aber der hl. Leib in die Kathedralkirche übertragen. In den großen Litaneien der Kirche von Lyon wird er seit unvordenklicher Zeit mit den andern Heiligen des Bisthums angerufen. Bei Ferrarius ist er auch am 16. Mai, im Martyrol. von Frankreich am 29. Oct. genannt.


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 68-69.
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