Richarius, S. (1)

[93] 1S. Richarius. Abb. (26. al. 27. April). Dieser Heilige ist Stifter und erster Abt des von ihm benannten Klosters St. Riquier in Frankreich, welcher Ort, wie man glaubt seine Geburtsstätte, früher Centula genannt wurde. Als einst zwei brittische Priester Caidocus und Frichoriusin diese Gegend kamen, und sie Niemand beherbergen wollte, nahm er sie mit aller Liebe in seinem Hause auf. Dafür eröffneten sie ihm die Geheimnisse des Himmels und sprachen mit ihm so eindringlich von der Nothwendigkeit eines bußfertigen und frommen Lebens, daß er Priester wurde. Nachdem er als solcher in seiner Heimat viel Gutes gewirkt, schiffte er sich nach Britannien ein, um zur Danksagung für die ihm zu Theil gewordene Gnade auch dort das Volk zu unterrichten. Nach seiner Rückkehr besuchte er die hl. Rictrudis (s. d.), taufte ihren Sohn, den nachmaligen heil. Maurontus und rettete ihn später aus einer Lebensgefahr. Jetzt erbaute und leitete er das Kloster Centula. König Dagobert, zu dem der Ruf von ihm gelangt war, besuchte den heil. Richarius, empfahl sich seinem Gebete, und schenkte ihm Geld zur Beleuchtung des Gotteshauses. Hierauf begab sich der heilige Richarius mit seinem Schüler Sigobard in den Wald von Crecy, wo ihm Dagobert ein Stück Land geschenkt hatte, und begann daselbst den Bau des Klo sters Foret-Moutier (zwischen Rue und Crecy in der Landschaft Ponthieu, daher der Name S. Richarius Pontici pagi). Er starb als Einsiedler am 26. April um d. J. 645. Sein Leichnam wurde nach [93] seinem Tode von Foret-Moutier nach Centula gebracht, welcher Ort nach ihm den Namen Riquier ertheilt. Kaiser Carl d. Gr. ließ sein Grab öffnen, und da man seinen Leib unverwesen fand, ihn in einen kostbaren Schrein übersetzen. Die Kirche ist jetzt Pfarrkirche und besitzt heute noch in zwei verschiedenen Behältern seine Reliquien. Die vormaligen Abteiräume sind gleichfalls der Kirche wieder gegeben; es befindet sich in ihnen ein Knabenseminar. Das Gedächtniß seiner Translation, die im 10. Jahrh. stattfand, wird am 9. Oct. mit Procession feierlich begangen. Zu Amiens wird sein Andenken am 27. April gefeiert. (III. 441.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 93-94.
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