Thais, S.

[440] S Thais (Thaisis) (8. Oct.). Diese früher berüchtigte Buhlerin wurde durch den heil. Paphnutius9, der bei ihr einkehrte und sie an den allgegenwärtigen Gott, vor dessen Augen sie so viel Böses thue, bekehrt. Sie verlangte von ihm eine strenge Buße, und verbrannte auf öffentlichem Platze ihre durch den Sündenlohn erworbenen Schätze. Der hl. Paphnutius verschloß sie in eine enge Zelle, wo sie drei Jahre lang aushielt, und nur von Wasser und Brod lebte. Als beständiges Gebet gab er ihr auf: »O mein Schöpfer, erbarme dich meiner!« Nach drei Jahren öffnete der hl. Paphnutius die Zelle, mit dem Beifügen, [440] daß Gott nicht ihrer Buße, sondern ihrer Gebete halber ihr Verzeihung gewährt habe. Ein Schüler des hl. Antonius hatte ihm nämlich erzählt, er habe im Himmel ein schönes, von drei Jungfrauen umgebenes Bett gesehen, und eine Offenbarung bekommen, daß es die gnadenvolle Ruhe der Büßerin Thais bedeute. Bildnisse zeigen sie Kleider und Kostbarkeiten verbrennend, oder in der Clause betend. Man setzt sie ins 4. Jahrhundert. Die Legende hat keine geschichtliche Grundlage, und wohl deßhalb steht die hl. Thais nicht im Mart. Rom. (IV. 323–328.)


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 440-441.
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