Bildgießerei

[539] Bildgießerei, Erzgießerei, Rothgießerei, ist die Kunst, Bildwerke aus geschmolzenem Metall zu gießen. Es gehört dazu ein aus weicher Masse verfertigtes Modell, über welchem sodann eine feste Form genommen wird, die als Gießform dient. Die Bereitung des Modells ist Sache des Bildhauers und somit die eigentliche Kunst des Ganzen. hat aber dabei den Vortheil, daß sie es mit einem weichen, leicht bildsamen Stoffe zu thun hat, der eine freiere Behandlung erlaubt, als Stein oder Holz. Das geeignetste und meist angewandte Material zum Erzguß ist die Bronze, eine Mischung von Kupfer und einem kleineren Theile Zinn. Doch wird viel auch in Eisen, Zink, Blei gegossen. – Den Metallguß kannten schon die Hebräer, Phönizier, Aegypter. Die Kunst aber, Statuen aus Metall, besonders Bronze, zu gießen, sollen die Griechen Rhökos und Theodor aus Samos 700 v. Chr. erfunden haben. Eine höhere Ausbildung erlangte sie im Peloponnes. Von Griechenland kam sie nach Italien. wo sie aber bald mit dem allgemeinen Sinken der Kunst in Verfall gerieth und erst im 15. Jahrh. sich wieder erhob, hauptsächlich gepflegt durch Ghiberti, Michel Angelo Buonarotti und Benvenuto Cellini. In Deutschland war es besonders Peter Vischer in Nürnberg mit seinen Söhnen, der zahlreiche Bronzearbeiten lieferte, als das beste das Grabmal des hl. Sebaldus in Nürnberg (1519). Die meisten und großartigsten Gußarbeiten lieferte die neueste Zeit, und Meister dieser Kunst war von allen Stigelmeier in München. Von ihm und seinem Neffen und Nachfolger Müller wurde der Guß der colossalen Bavaria ausgeführt. Großen Ruf hat gleichfalls Burgschmitt in Nürnberg und besonders die Erzgießerei in Berlin.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 539.
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