Carstens

[15] Carstens, Asmus Jakob, Maler, geb. 1754 zu St. Jürgen bei Schleswig. Seinem früh erwachten Drange zur Kunst traten unglückliche Verhältnisse entgegen; nach dem Tode seiner Eltern kam er in eine Weinhandlung, verließ diese aber später und ging 1776 nach Kopenhagen, wo er sich auf der Akademie dem Studium der alten Meister und der Lectüre der class. Dichter und Geschichtschreiber hingab. Sein erstes größeres Gemälde daselbst war der Tod des Aeschylus. 1783 ging er nach Italien, kehrte aber, nachdem er sich einige Zeit in Mailand und Mantua aufgehalten, nach Deutschland zurück, lebte 5 Jahre in Lübeck, mit Porträtmalen sich durchbringend, bis ihm endlich die Bekanntschaft Overbecks die Mittel verschaffte nach Berlin zu gehen. Hier hatte er anfangs mit Noth zu kämpfen, bis seine großartige Composition, der Sturz der Engel, ihm eine Professur an der Akademie verschaffte. Seinen längst gehegten Wunsch, nach Rom zu gehen, erfüllte Minister Heynitz durch eine Pension von 450 Thalern; 1792 ging er dahin, studierte besonders die Werke Rafaels und lieferte zahlreiche Arbeiten. Nach dem Aufhören seiner Pension brachte ihn die Noth zum Ausstellen seiner Werke; dadurch besonders ward die Aufmerksamkeit der Kunstkenner auf ihn geleitet und seinem hohen künstlerischen Geiste die gebührende Anerkennung. Doch auch Neid und Mißgunst traten seinem Streben aufs bitterste entgegen und sein stets [15] schwächlicher Körper erlag der Noth und dem Gram 1798. Er ruht neben der Pyramide des Cestius. Seine Arbeiten, durch tiefen Ernst und Gediegenheit vollendete Schöpfungen, bestehen zum größten Theil in Aquarellen und Handzeichnungen, und sein Streben nach class. Umbildung der Kunst war von entschiedenem und nachhaltigem Einfluß auf die spätern Künstler.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 15-16.
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