Engel [1]

[560] Engel (ἄγγελοι, Boten, Gesandte Gottes), sind überirdische, persönliche Wesen, ausgerüstet mit übermenschlich hoher Intelligenz und Willenskraft, eine Mittelstufe zwischen Gott und den Menschen bildend. Die Lehre von der Freiheitsprobe, welcher Gott auch die Engel unterzog, sowie vom Abfalle eines Theiles derselben klingt in den ältesten Religionen und Philosophemen wieder und ist zweifelsohne ein Rest der Uroffenbarung. Moses stellt das Vorhandensein der E. als ausgemachte Thatsache hin (Genes. 16,7. 18. 19. 22,11. 28,12. 32,1.); dieselben kamen sachgemäß mit den Menschen um so seltener in Berührung, je verderbter letztere wurden, erscheinen aber auch im neuen Testamente und zwar meist mit ganz bestimmten Aufträgen. Gleich den jüdischen Gottesgelehrten beschäftigten sich auch die christlichen mit der Wesenheit und Natur der E. Schon Ignatius, Lactantius, Athanasius betrachteten sie als körperlos, nur vorübergehend menschliche Gestalt annehmend, Iustin, Irenäus u.a. legten ihnen einen Lichtleib bei. Die Schrift redet von einer großen E. zahl, Ambrosius glaubte wegen Lukas 15, 1–8., dieselbe verhalte sich zu der der Menschen wie 1: 99. Origenes lehrte Gleichheit aller E., das 2. Concil von Konstantinopel Rangordnungen, frühe nahm man 3 Hierarchien mit neun Chören oder Stufen an und benannte dieselben nach den Haupteigenschaften: 1. Seraphim, Cherubini, Throni; 2. Dominationes, Virtutes, Potestates; 3. Principatus, Archangeli, Angeli. Die E. treten als Vermittler des Erlösungswerkes auf; die ältern Theologen nahmen Schutz-E. der Erdtheile, Naturreiche, Länder, Völker und Gemeinden an, u. was die E. überhaupt für das Menschengeschlecht sind, ist der Schutz-E. eines Jeden: Schützer, Erwecker, Warner, Tröster. Deßhalb ist die Verehrung und Anrufung der E. gerechtfertigt, doch verwahrt sich schon die Bibel (Offenbar. 19, 10. 22, 8 u. 9.) gegen Uebertreibung des E.cultus. Seit dem 2. Concil von Nicäa (787) wurden Abbildungen der E. erlaubt und sehr häufig: geflügelte Kinderköpfe, Kinder, schöne Jünglinge mit Flügeln und leichtem Gewand, Werkzeuge des Leidens Christi, Rauchfässer, Posaunen, Harfen u.s.w. in den Händen haltend.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 560.
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