Chazaren

[74] Chazaren (Chasaren), türk. Volksstamm, im 3. Jahrh. n. Chr. am Kaukasus wohnend, von wo aus sie Armenien beunruhigten. Unter Attila waren sie im Gefolge der Hunnen, machten sich nach dessen Tod frei und breiteten im 8. und 9. Jahrh. ihre Herrschaft vom Kaukasus, dem kaspischen u. schwarzen Meere bis an den Ural, die mittlere Wolga, westl. bis an den Dniepr und Bug aus. Die Hauptstadt war Astrachan, von ihnen Balangiar genannt, später Sarkal. Der hl. Cyrill bekehrte viele C. zum Christenthum, doch hing ein Theil des Volkes den alten Göttern an, ein anderer war zum Judenthum, ein vierter zum Islam übergetreten; alle Religionen wurden gleichmäßig geduldet. Der wilde Czar Swätoslaw zertrümmerte 965 das chaz. Reich, den noch bestehenden Rest in der Krim unterwarfen 1016 Russen und Byzantiner gemeinschaftlich. Die fleißigen und redlichen Karaim oder Kenaim, jüdische Sekte in der Krim und dem südl. Rußland, werden für Nachkommen der C. gehalten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 74.
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