Dialekt

[372] Dialekt, griech., die Mundart einer Sprache, d.h. die bei einzelnen Theilen eines Volkes abweichende Form derselben, sowohl in der Aussprache und Betonung, als in einzelnen Ausdrücken u. Satzformen; der D. ist für die Eigenthümlichkeit eines Stammes das am meisten charakteristische Merkmal. Aus einem D. bildet sich die Schriftsprache, wenn ein Theil des Volkes nicht nur einen vorherrschenden politischen Einfluß, sondern auch einen geistigen ausübt; so bildete sich in Deutschland die Schriftsprache aus dem Oberdeutschen, in Spanien aus dem Castilianischen, in Frankreich aus dem Nordfranzösischen. Bei den alten Griechen erlangte jeder D. vollständige Ausbildung u. erst nach dem Untergange der nationalen Selbstständigkeit bildete sich der attische D. zur Schriftsprache aus. Hat sich einmal eine Schriftsprache gebildet, so erhält sich dieselbe bei aller Verzweigung des Volkes und Neubildung von D.en, z.B. bei den span. und engl. Colonien.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 372.
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