Marcus [1]

[96] Marcus, der Evangelist, Sohn einer Maria zu Jerusalem, deren Haus eine Zufluchtsstätte der Gläubigen war, Vetter des Barnabas, machte mit Paulus und Barnabas die erste Missionsreise nach Antiochien und Cypern mit, trennte sich aber in Perge von ihnen und kehrte heim. Später kam M. mit Barnabas u. wiederholt gegen Ende des Jahres 66 nach Rom, wohin ihn der gefangene Paulus beschieden hatte (2. Timoth. 4, 11). Eusebius läßt den M. in Aegypten Gemeinden und sogar den Patriarchenstuhl von Alexandrien stiften, laut Hieronymus wurde M. zu Alexandrien begraben, laut andern kam sein Leichnam später nach Venedig; gewiß ist [96] nur, daß M. der Schutzpatron dieser Handelsstadt ist. Sein Evangelium schrieb M. in Rom, weil viele Christen daselbst, die den Petrus predigen hörten, etwas Schriftliches besitzen wollten, und schrieb es griech., weil diese Sprache sogar in Rom selbst mehr herrschte als das Lateinische. Der Zweck des Evangelisten, das Gedächtniß der Christen durch eine Sammlung von Thatsachen zu unterstützen, springt genugsam aus dem durchaus erzählenden Charakter des Evangeliums hervor; eigenthümlich ist, daß M. den Anfang des Evangeliums von Jesu Taufe an rechnet und noch mehr, daß dasselbe mit Ausnahme von 27 Versen vollständig in Matthäus und Lukas enthalten ist. Die Aechtheit des Evangeliums in neuerer Zeit ohne Erfolg bestritten. Vgl. Evangelium.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 96-97.
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