Rheumatismus

[720] Rheumatismus, Rheuma, Fluß, nennt man verschiedene, durch eigenthümlich ziehende od. reißende Schmerzen sich äußernde Uebel, welche auf einer specifischen örtlichen Entzündung beruhen u. hauptsächlich die fibrösen Häute u. muskulären Organe befallen (Gelenke, Sehnen, Bänder, Muskeln). Eigenthümlich allen Formen von R. ist die Neigung zum Wandern u. zu Metastasen. Man unterscheidet acuten fieberhaften und chronischen fieberlosen R. Von ersterer Form ist besonders ausgezeichnet der acute Gelenk-R., welcher besonders die Gelenke der Extremitäten befällt u. sich mehr der reinen, sthenischen Entzündung nähert, mit starkem Fieber und heftigen Schmerzen. Ueber das eigentliche Wesen des R. ist man noch sehr im Ungewissen u. bezeichnet als solches theils eine durch unterdrückte Hautausdünstung bewirkte Veränderung der Blutmischung, theils gestörte Funktionen der Hautnerven, theils eine durch Erkältung verursachte Störung der Electricitätsverhältnisse [720] des Körpers. Die Gelegenheitsursache der rheumatischen Leiden ist Erkältung, durch welche die Thätigkeit der Haut beeinträchtigt wird, was entweder schneller erfolgt, wie bei plötzlichem Temperaturwechsel etc., besonders, wenn die Kälte auf eine stark transpirirende Haut wirkt oder allmälig, so bei längerem Aufenthalt in kalten, feuchten Wohnungen etc. Außerdem besteht bei vielen Menschen eine innere Anlage zu R., entweder angeboren oder erworben, letzteres besonders durch Verzärtelung. – Das beste Vorbeugungsmittel gegen R. ist Stärkung des Hautorgans, namentlich durch kalte Waschungen des Körpers und Flußbäder.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 720-721.
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