Ahnung

[28] Ahnung ist die dunkle, auf (objektiv oder subjektiv) unbewußte Gründe gestützte Vorempfindung von etwas Zukünftigem. Sie entspringt entweder einem unwillkürlichen Analogieschluß (s. d.) oder einer Gemütsstimmung. Aus solchen[28] Ahnungen läßt sich mithin wohl auf die subjektive Verfassung des betreffenden Menschen ein Schluß machen, dagegen durchaus nicht auf die Zukunft selbst und den Eintritt des Geahnten. Aber weil der Mensch unter den vielen Möglichkeiten bisweilen auch die wirklich später eintretende sich vorstellte, so ist der Glaube an die Wahrheit und Bedeutung von Ahnungen uralt und volkstümlich. Jacobi und Fries haben dem begrifflichen Wissen die Ahnung entgegengesetzt als die nur aus Gefühlen stammende Überzeugung von der Realität übersinnlicher Ideale.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 28-29.
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