Panspermie

[415] Panspermie (aus d. gr. geb. von pan = alles und sperma = Samen), Allsamigkeit, Verbreitung der Samen in der Welt, nennt Svante Arrhenius (Das Werden der Welten übersetzt von L. Bamberger, Leipzig 1907, S. 195 ff.) die Annahme, daß Lebenssamen in den Räumen des Weltalls umherirren, die Planeten treffen und deren Oberfläche mit Leben erfüllen, sobald die Bedingungen für das Bestehen der Organismen dort erfüllt werden. Durch diese Theorie soll sowohl die Annahme einer generativ acquivoca als auch die Rückkehr zur Linnéschen Lehre von der Konstanz der Arten vermieden werden. Die Theorie der Panspermie hat Vorläufer in dem Franzosen Sales-Gayon de Montlivault (1821) und dem Deutschen H. E. Richter (1865). Arrhenius nimmt an, daß es so kleine lebende Organismen gibt (unter 0,00016 mm Durchmesser), daß der Strahlungsdruck der Sonne sie in den Raum hinaustreiben könnte, wo sie auf Planeten, die ihrer Entwicklung günstigen Platz böten, Leben erwecken könnten. Aber er gibt zu, daß die Richtigkeit dieser Annahme direkt durch Untersuchung der aus der Luft niederfallenden Samen wohl kaum bewiesen werden wird; und seine Lehre erklärt in keiner Weise, wie diese im Weltraume befindlichen organischen Lebewesen aus unorganischem Stoffe entstehen konnten, löst also nicht die Frage nach der Entstehung der Organismen in ihrem Kern und Wesen, sondern schiebt die Lösung nur weiter zurück, als die Theorie der generatio acquivoca es tut.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 415.
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