Selbsterhaltungstrieb

[563] Selbsterhaltungstrieb nennt man die Zusammenfassung aller derjenigen Triebe, welche auf die Erhaltung des eignen Seins des Individuums gerichtet sind. Kein tierisches Wesen wünscht unterzugehn, sondern sich gegenüber den zahllosen Angriffen von außen zu behaupten und zu erhalten. Der Selbsterhaltung dienen vor allem die Nahrungs- und Schutztriebe. Das Verlangen nach Nahrung und Schlaf, nach Luft, Licht, Wärme, nach Bewegung und Ruhe, das Streben, alle feindlichen Eingriffe abzuweisen, dann auch die Betätigung unseres Denkens und Wollens, das Streben nach Macht, Ehre, Besitz usw. sind jedem Menschen eigen. Auch muß unser Geist, um sich selbst zu erhalten, denken, sich selbst treu bleiben und dem Nützlichen und Guten zustreben. Dem Selbsterhaltungstrieb ist der Gattungstrieb entgegengesetzt, der die Geschlechtstriebe, die elterlichen und die sozialen Triebe umfaßt. (Wundt, Grundz. d. phys. Psychol. II S. 419 f.)

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 563.
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