Die Leibwäsche

[12] sollte allemal von kräftigem, dauerhaften Weißzeuge sein. Selbstgesponnenes Leinenzeug ist für die derbe Landarbeit jedenfalls das beste, aber auch kräftiges Hemdentuch widersteht lange dem Reißen. Auf eins sei hier nach besonders hingewiesen, das ist das Wechseln der Leibwäsche. Ein sauberes Mädchen, das kräftig arbeiten und dabei auch gehörig schwitzen wird, sollte nie in dem Hemd zur Ruhe gehen, das sie über Tag getragen hat. Sie muß ein zweites Hemd für die Nacht bereit haben und das erste über Nacht aufhängen, damit der Schweiß ausdunsten kann. Für ein flinkes kräftiges Mädchen ist der geringe Mehrverbrauch an Wäsche kein Hindernis zu dieser größeren Sauberkeit. In frischer Wäsche wird sie sich noch einmal so behaglich fühlen, und ein Wäschestück ist leichter rein gewaschen, wenn es durch zu langes Tragen nicht so sehr eingeschmutzt ist. Bei der heißen Erntearbeit im Sommer ist es unerträglich, ein oft durch Schweiß getränktes Wäschestück solange zu tragen. Wer ganz besonders zum Schweiße neigt, sollte, wie auch die Männer, leichte weiße Parchendhemden tragen. Aus ihnen läßt sich der Schweiß beim Waschen besonders leicht entfernen.

Das Nähen der Leibwäsche wird jedes tüchtige Landmädchen, das auf der Nähmaschine Bescheid weiß, in den Wintermonaten selbst besorgen oder der Dorfnäherin übergeben, wenn sie zuviel andere Arbeit hat. Völlig abzuraten ist, fertige Hemden aus der Stadt zu kaufen, weil sie für den ersten Augenblick billig erscheinen und durch allerlei Besatz hübsch aussehen. Sie sind durch [12] ihren Schnitt und leichten Stoff für die derbe Landarbeit ganz unbrauchbar. Nach kurzer Zeit schon reißen sie und das Mädchen muß ihren sauer erarbeiteten Lohn wieder hingeben, um neue Wäsche zu kaufen. Die meisten Mädchen sind auch so verständig, sich im Dienst Wäsche zu Weihnachten zu wünschen, wenn sie darum von der Hausfrau gefragt werden. Sie hat größere Erfahrung und wird nur haltbare Stoffe wählen. Allerlei Winke für das Nähen von Leibwäsche und einfachen Kleidungsstücken sind enthalten in dem Hefte: Rein und ganz gibt schlichtem Kleide Glanz.1 Auch erklärende Abbildungen sind darin enthalten. Hier bleibt nicht Raum, auf Näharbeiten genauer einzugehen.

Fußnote

1 Zu beziehen vom Stiftungsverlage, Potsdam. Preis 10 Pf.


Quelle:
Bartz (Friedenau), Marie Luise: Willst genau du wissen, was sich schickt? Potsdam 1912.
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