12) Der Spaßmacher.

[81] Keine Rolle ist in der Welt schwerer durchzuführen, wie die eines Spaßmachers; denn wer sie schlecht spielt, sinkt zum Possenreißer herab und wagt noch überdieß, nicht belacht, sondern aus gelacht oder langweilig gefunden zu werden.

Will man irgend einen Spaß machen, so fange man ja nicht damit an, zu sagen: »Jetzt sollt Ihr lachen!« denn die Welt ist boshaft und es wäre möglich, daß sie dem Spaßmacher den Possen spielte, nicht zu lachen; was wollte er dann wohl anfangen?

Wer es wagen will, die Rolle eines Spaßmachers zu übernehmen, der muß durchdringenden Verstand, eine scharfe Beobachtungsgabe, schnelle Urtheilskraft und die Gabe augenblicklicher, treffender Antworten besitzen. Diese Eigenschaften findet man indeß selten vereint, obgleich es Manche geben mag, die sie sich zutrauen.

Die Späße, die Witze, die Wortspiele, die Räthsel selbst, müssen den Lippen entströmen wie einer Quelle,[81] ununterbrochen, ungesucht, natürlich und mit eben so viel Feinheit, als Geist.

Der wahre Spaßmacher ahmt nie nach. Ein wie guter Schauspieler er auch sei, wird er doch stets kalt und langweilig erscheinen, wenn er nur in den Schuhen eines Andern geht. Wenn der Gegenstand des Spaßes indeß vielleicht eben in der Nachahmung liegt, so erleidet dieß eine Ausnahme.

Ein wiederholter Witz oder Spaß verliert das Pikante und wird ganz einfach zu einer Albernheit.

Nichts beweis't den Mangel an eigenem Geist und Verstand mehr, als wenn man sich die Aeußerungen des Geistes und des Verstandes Anderer anmaßt.

Der beste Witz oder Spaß, durch einen Dummkopf von der Bühne in den Salon verpflanzt, wird stets eine langweilige Albernheit.

Die Rolle eines Spaßmachers hat noch keinem Menschen in der Welt Achtung gewonnen, und selbst nicht einmal in der schlechten Gesellschaft.

Der Spaßmacher ist ein Mensch, welcher die Eitelkeit der Würde vorzieht; will man aber, daß man von Andern geachtet werden soll, so muß er vor allen Dingen sich selbst achten.

Verwandt mit der Spaßmacherei sind die Albernheiten und Dummheiten, welche selbst einem Manne von Geist in der Zerstreuung oder Uebereilung entschlüpfen können. Um sich aber vor dergleichen Albernheiten wenigstens möglichst zu hüten, muß man nie von Dingen mitsprechen, die man nicht versteht. Man kann dadurch leicht als Dummkopf erscheinen, obgleich selbst der Gelehrteste nicht Alles wissen kann.[82]

Quelle:
Fresne, Baronesse de: Maximen der wahren Eleganz und Noblesse in Haus, Gesellschaft und Welt. Weimar 1859, S. 81-83.
Lizenz:
Kategorien: