In der Kirche.

[67] Das Bestreben an öffentlichen Plätzen Aufsehen zu erregen, verrät stets Mangel an Vornehmheit und guter Erziehung. Die Kirche ist der ungeeignetste Platz, um die Aufmerksamkeit der andern auf sich zu lenken. Dies gilt namentlich darin, wenn wir das Gotteshaus einer anderen Religion betreten, wie es bei manchen Feierlichkeiten und auf Reisen zu geschehen pflegt.

Unsere Mienen dürfen nicht Staunen und Verwunderung oder gar Spott ausdrücken und wir sind es der Rücksicht auf die Anwesenden schuldig, die allgemeinen Zeremonien und Gebräuche einfach mitzumachen, um möglichst jedes Aufsehen zu vermeiden.

Als Höflichkeitsform unter Katholiken gilt es, beim Betreten der Kirche der begleitenden Person das Weihwasser zu reichen, beim Hinausgehen tut es die andere. Es ist jedoch nur zwischen Gleichgestellten angebracht.

Nur bei Hochzeiten sitzen die vom Mann geladenen Gäste – Herren und Damen – auf der linken Seite der Kirche.

Bei Trauerfeierlichkeiten sitzen alle Damen links, die Herren rechts.

Quelle:
Gratiolet, K. (d.i. Struppe, Karin): Schliff und vornehme Lebensart. Naumburg a.S. 1918, S. 67-68.
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