§. [222] 194.

Weder bei den schnell entstehenden, acuten Local-Leiden, noch bei den schon lange bestandenen örtlichen Uebeln ist es dienlich, ein äusseres Mittel, und wäre es auch das specifische, und innerlich gebraucht, homöopathisch heilsame, äusserlich an die Stelle einzureiben oder aufzulegen, selbst dann nicht,[222] wenn es innerlich zugleich angewendet würde; denn die acuten topischen Uebel (z.B. Entzündungen einzelner Theile, Rothlauf u.s.w.), die nicht durch verhältnissmässig eben so heftige, äussere Beschädigung, sondern durch dynamische oder innere Ursachen entstanden waren, weichen am sichersten den dem gegenwärtigen äussern und innern wahrnehmbaren Befindens-Zustande homöopathisch anpassenden, innern Mitteln, aus dem allgemeinen Vorrathe geprüfter Arzneien gewählt109, gewöhnlich ganz allein; und weichen sie ihnen nicht völlig, und bleibt an der leidenden Stelle und im ganzen Befinden, bei guter Lebensordnung, dennoch ein Rest von Krankheit zurück, was die Lebenskraft zur Normalität wieder zu erheben nicht im Stande ist, so war (wie nicht selten) das acute Local-Uebel ein Product auflodernder, bisher im Innern schlummernder Psora, welche im Begriff ist, sich zu einer offenbaren, chronischen Krankheit zu entwickeln.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. Dresden, Leipzig 51833, S. 222-223.
Lizenz: