XVI. Der Aufenthalt in Paris (1809–1810).

[192] Der Weg war grundlos, die Nacht sehr finster; ich, der Postillon, der Bediente und die Pferde schliefen, erst nach zwölf Stunden war ich in St. Pölten. Trotz der mit französischen Truppen übersäten Straßen langte ich am achten Tage in Paris an. Oft setzten sich französische Soldaten hinten auf den Wagen. Ich wies mich mit meinem Zeichen im Knopfloch als Kabinettskurier aus oder gab mich als Offizier aus und schalt auf französisch, dadurch bewirkte ich[192] ihr Absitzen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, für einen Gefangenen gehalten zu werden, dessen Wächter hinten auf dem Wagen sitzt. Ich fuhr in der Nähe der französischen Grenze durch Scharen österreichischer Gefangener und mein Herz blutete.

Trotz der Revolution trugen die Postknechte im Elsaß gepudertes Haar und Zöpfe. In Paris wurde ich von den beiden Adjutanten des Fürsten Schwarzenberg, dem Freiherrn von Tettenborn und dem Grafen Wratislaw, sehr freundlich, vom Fürsten sehr gnädig empfangen. Er las sogleich die Depeschen, die ich gebracht und sagte mir, daß es ihm leid tue, mich nach der erhaltenen Weisung nicht als österreichischen Beamten vorstellen und meine Geschäfte offiziell unterstützen zu können, daß ich aber in seinem Hause und an seinem Tische stets willkommen sei. Mit Dankbarkeit gedenke ich des gütigen Benehmens des Fürsten und des freundlichen seiner Adjutanten während der fünf Monate meines Aufenthaltes in Paris.

Sogleich besuchte ich meine orientalischen Freunde de Sacy und Jaubert. De Sacy nahm mich auf das freundschaftlichste auf und versprach mir alle Unterstützungen in Rat und Tat, er verhieß mir, mich dem Minister des Innern, dem Grafen Montalivet, vorzustellen und gab mir die Leitpunkte der Bittschrift, die ich einreichen solle, an. Jaubert war seit drei Tagen mit einer Demoiselle d'honneur der Prinzessin Pauline vermählt.

Bei beiden ging das Gespräch sehr bald auf die große Neuigkeit des Tages, auf die Scheidung Napoleons über, welche soeben dem Senat und der Deputiertenkammer durch eine Botschaft des Kaisers verkündet worden war. Alle Vermutungen der künftigen Wahl einer Gattin fielen auf eine russische Prinzessin, kein Mensch dachte an eine österreichische. Napoleon hatte wirklich schon im September einen Werbeantrag nach Petersburg gelangen lassen. Nach diesen beiden Besuchen war mein dringendstes Geschäft die Ausführung eines besonderen Auftrages, welchen mir der alte Fürst Metternich mit Wissen und Willen seines Sohnes mit der größten Geheimhaltung aufgegeben hatte, nämlich ein Schreiben von ihm dem König von Württemberg, der[193] sich in Paris aufhielt, eigenhändig zu übergeben. Er hatte schon verschiedene Schreiben an ihn gerichtet, um seine Herrschaft Ochsenhausen zurückzubekommen, die der König beschlagnahmt hatte, aber auf keines eine Antwort erhalten. Mit dem Schreiben in der Tasche begab ich mich mittags in die Wohnung des Königs, der eben im Begriffe stand, auszufahren. Es war keine Zeit mehr, irgend jemanden zu sprechen und eine Audienz zu verlangen, ungehindert war ich bis ins Vorzimmer gelangt; kaum war ich eingetreten, als die Türe aufging und sich die unförmlich dicke Gestalt des Königs langsam herausbewegte. Ohne weiteres Zeremoniell schritt ich auf den König zu und übergab ihm den Brief. Der König nahm ihn und gab ihn seinem Kammerherrn, der mich fragte ›Von wem?‹ Ich sagte ›Vom Fürsten Metternich‹ und hatte somit meinen Auftrag zwar nicht förmlich und hofgemäß, aber früh und sicher ausgeführt. Ich verfügte mich auf die Königliche Bibliothek, um die Bekanntschaft von Langlés und Chery zu machen; Chery war ein einfacher, redlicher, aber etwas schwerfälliger Mann, Langles ein kleinlicher Ränkeschmied.

Die fünf Monate in Paris waren für mich recht unruhig. Ich wohnte im Hotel de L'empire, ganz in der Nähe der Wohnung des österreichischen Botschafters. Ich fuhr herum, um meine Empfehlungsbriefe und Karten abzugeben. Gelegentlich wurde ich dem Prince de Benevent (Talleyrand) vorgestellt. Ich traf ihn an seinem Tisch in großer Gesellschaft und fünf Jahre später wieder auf dem Kongreß in Wien, weiß aber nichts besonderes von ihm zu erzählen. Ich konnte nur sein Äußeres und seinen immer geistreichen, meist ironischen Ton beobachten. So unangenehm sein hinkender Gang, so stattlich hielt er sich stehend mit dem Rücken an den Kamin gelehnt, am stattlichsten im Lehnstuhl, wie er auch auf dem großen Kupferstich des Wiener Kongresses abgebildet ist. Schon Reinhard hatte mir in Jassy von den seltenen Augenblicken gesprochen, in welchen Talleyrands immer zur Repräsentation gespannte Gesichtsmuskel, wenn sie diese vergaßen, den ganzen Macchiavellismus seiner Politik und innersten Verderbtheit ahnen ließen. Mir entgingen einige solcher Augenblicke nicht.[194]

Mehr als mit ihm hatte ich Gelegenheit, mit seiner Gattin zu sprechen, deren Gemeinheit und Mangel an Geist und Bildung das Stadtgespräch von Paris war. Als von Robinson Crusoe die Rede war, interessierte sie sich für ihn als für einen eben Verunglückten. Bei jedem Empfange gab sie Stoff zu neuen Anekdoten. Sie war dick und gemein, aber gutmütig.

Ich besuchte das Theatre français, konnte mich aber mit dem tragischen Vortrag französischer Schauspieler und ihrer Deklamation der Alexandriner nie befreunden, um so mehr entzückte mich Mlle. Mars, die damals auf der Höhe ihrer Schönheit und Kunst stand. So sehr ich früher geistreiche Abendgesellschaft dem Theater vorgezogen hatte, so sehr wurde ich in Paris ein leidenschaftlicher Liebhaber, und jeden Abend, an dem ich nicht zu spätem Mahl geladen war, verbrachte ich im Theater.

Da ich nie vor Mitternacht nach Hause kam, waren die Morgenstunden für das Studium verloren. Ich stand zwischen acht und neun Uhr auf, frühstückte im Café Hardy und ging dann sofort auf die Bibliothek. Die noch nicht katalogisierten orientalischen Handschriften waren in Gewahrsam des kleinlichen Langlés noch nicht so zugänglich wie später unter der Aufsicht de Sacys. Es war nicht daran zu denken, daß er mir eine nach der anderen zur Ansicht gegeben hätte, ich mußte mich glücklich schätzen, wenn ich ein Manuskript, dessen Existenz ich aus dem Katalog oder durch de Sacy erfahren hatte, zur Ansicht erhielt. Bei diesen Schwierigkeiten, und da mein Aufenthalt in Paris nicht über einen Monat dauern sollte, entschloß ich mich, meine Vormittagsstunden lieber den Auszügen einer einzigen wichtigen Handschrift als der Durchsicht mehrerer zuzuwenden. Ich erhielt die schöne Handschrift der Werke des Dichters Mir Ali Schir.

Obwohl ich des Neutürkischen mächtig war, war mir doch das Alttürkische neu, und ich begann die Lesung mit der Feder in der Hand und zog die Redensarten und Wörter aus, um eine Grammatik oder ein Wörterbuch anzulegen. Vier Monate arbeitete ich vier Stunden täglich daran und war eben damit fertig, als Mr. Quatremaire, den ich nur[195] einmal gesehen, zu mir kam, mich um meine Arbeit fragte und mit der Versicherung überraschte, daß er den Mir Ali Schir schon längst durchgearbeitet habe und demnächst eine Grammatik und ein Wörterbuch herausgeben werde. Ich kannte ihn als sehr tüchtigen Orientalisten und überzeugte mich vom Reichtum und der Mannigfaltigkeit seiner philologischen und historischen Kenntnisse. De Sacy sagte mir, daß Mr. Quatremaire ein kenntnisreicher und fleißiger Gelehrter sei, er sei aber von solcher Eifersucht auf die Arbeiten aller anderen Orientalisten besessen, daß er keinem die Herausgabe eines Werkes und die Vollendung einer Arbeit gönne, sondern alles allein machen wolle, dabei zwar alles beginne, aber nichts vollende. Trotzdem glaubte ich mich durch die Mitteilung Quatremaires gebunden und legte meine Arbeit als eine durch die seine unnütz gewordene zurück. Seitdem sind dreißig Jahre verflossen, das Wörterbuch und die Grammatik sind nicht erschienen.

Die interessantesten Deutschen, die ich in Paris kennenlernte, waren Öchsner aus Frankfurt und der Livländer Freiherr von Renneburg. Sein damaliger sehr freisinniger Ton ging im Kammerherrn eines kleinen Hofes unter. Ich traf den wirklich freisinnigen, genialen Grafen Schlabrendorf, den berühmten Alexander von Humboldt und seinen Bruder Wilhelm. Mit letzterem kam ich später, als er Gesandter in Wien war, in nähere Berührung, mit Alexander nur in gesellschaftliche, während des Aufenthaltes in Paris und auf seiner Reise nach Wien. Ich zollte ihm reinste Bewunderung für seine unermüdliche, vielseitige Tätigkeit. Oft machte er nach Mitternacht nach gesellschaftlichen Veranstaltungen noch eine kleine Fußreise zum Observatoire und verbrachte dort den Rest der Nacht mit astronomischen Beobachtungen. Er sprach viel, aber immer interessant; in den geselligen Kreisen Wiens machte er als Vielsprecher kein Glück.

Nach den täglichen vier Stunden auf der Bibliothek widmete ich die nächsten vier bis zum Mittagmahle der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten von Paris, denn ich wollte in den vier Wochen, die mein Aufenthalt dauern sollte, möglichst viel von ihnen sehen. In der Bibliothek[196] beschränkte ich mich nicht auf die orientalischen Handschriften, sondern besichtigte auch alle anderen Abteilungen. De Sacy führte mich zu einer Sitzung im Institut der Wissenschaften, in der mich die Mitglieder der Klasse, welcher ich später als korrespondierendes und zuletzt als wirkliches, auswärtiges Mitglied angehörte, mehr interessierten als das, was sie lasen. Im Musée Napoleon, in welchem die aus Italien geraubten Götterbilder und Meisterwerke der Kunst aufbewahrt wurden, bewunderte ich alle Kunstwerke, die ich später in Italien an ihren ursprünglichen Plätzen wiederfand. Wenn ein Besucher dieses Museums Napoleon einen Augenblick vergessen hätte, so würden ihn die vielfältigen N., die an allen Wänden und Türen eingelegt waren, an ihn erinnert haben. Die Pariser sagten ›des N. mis partout‹ (des ennemis partout).

Meine Besuche der Sehenswürdigkeiten setzte ich trotz der gesellschaftlichen Verbindungen unermüdlich fort. Tief ergriff mich das Invalidenhaus und sein Dom. Der Degen Friedrich des Großen hing ober dem Vorhang, die Grabmale Vaubans und Turennes waren die Anwartsteine des größeren, das sich für Napoleon selbst hier und nicht in Saint-Denis erheben sollte. In drei Reihen stiegen die eroberten Fahnen übereinander auf. Von der Höhe des Domes übersah ich ganz Paris zu meinen Füßen.

Im Laufe des Jänner 1810 fanden die ersten Besprechungen über die Vermählung Napoleons mit der Erzherzogin Maria Louise zwischen dem Fürsten Schwarzenberg und dem Konsul de la Borde, Semonville und Floret statt. Anfang Februar schickte Napoleon den Prinzen von Neufchâtel nach Wien, um sich dort der Erzherzogin in seinem Namen antrauen zu lassen. Am 13. Februar wurde der Heiratsvertrag in Wien vom Grafen Metternich und dem französischen Botschafter unterschrieben. Die Stellung der österreichischen Botschaft wurde dadurch eine ganz andere, die auch auf mein Reklamationsgeschäft nur von günstigem Einfluß sein konnte. Hälfte März gab mir de Sacy die gute Nachricht, daß auf den von Montalivet, dem Minister des Inneren, über meine Eingabe erstatteten Bericht der Kaiser die Zurückstellung der Doubletten genehmigt habe. Langles,[197] den ich sogleich um die Rückgabe bat, wollte davon nichts hören, ehe nicht das kaiserliche Dekret durch den Staatssekretär, den Herzog von Bassano, ausgestellt sei. Die Expedition suchte er auf alle Weise zu hintertreiben. Als Ende März mein Chef nach Paris kam, stattete ich ihm über den glücklichen Verlauf meiner Sendung Bericht ab und bat um die Unterstützung der Botschaft beim Staatssekretär. Zugleich bat ich um Erlaubnis, meine Uniform tragen zu dürfen, um, wie die anderen österreichischen Beamten, aufgeführt zu werden und den Feierlichkeiten und Festen der Vermählung beiwohnen zu können. Die Bitte wurde genehmigt. Die Zeremonien der bürgerlichen Vermählung Napoleons mit Marie Louise fanden am 1. April in Saint-Cloud statt. Die Pariser sagten mit Recht: ›que ce n'était qu'un poisson d'avril politique.‹ Am nächsten Tag zog das Kaiserpaar in die Tuillerien, wo ein Saal in die Trauungskapelle verwandelt war, der aber mehr einem Theater als einer Kapelle ähnelte. Nach einem Frühstück bei Fürst Schwarzenberg begab sich das ganze diplomatische Korps, dem ich mich als Generalkonsul der Moldau anschloß, dorthin in die für uns bestimmten Logen. Von dem Augenblick an, da Napoleon, die Kaiserin an der Hand führend, eintrat, war meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, ich studierte nur das Gesicht des Herrschers.

Napoleons Kopf war der eines Römers, sein Gesicht das des weltbeherrschenden Imperators, in jeder Muskelbewegung sprach sich der Herrscher aus. Es war augenscheinlich, daß sich während der ganzen kirchlichen Zeremonie sein Geist mit anderem als mit der Messe beschäftigte. Später erfuhr ich, daß am Morgen ein Kurier mit schlechten Nachrichten aus Spanien gekommen war, außerdem soll er sich über die vier Königinnen, die sich geweigert hatten, die Schleppe der Kaiserin zu tragen, geärgert haben. Nur manchmal wandte ich meinen Blick ab und bemitleidete die vier Königinnen (Spanien, Holland, Westfalen und Neapel), die, so oft die Kaiserin eine Wendung machte, ein Rad schlagen mußten. Beim Bankette, das folgte, stand ich zu fern, um den Kaiser beobachten zu können, ich betrachtete die Marschälle und Staatsräte. Abends war prächtiges[198] Feuerwerk im Tuilleriengarten, in dem sich der Springbrunnen besonders gut machte; alle Regierungsgebäude waren glänzend beleuchtet.

Am Tage nach der Hochzeit begannen die Vorstellungen der Fremden durch den Botschafter Fürst Schwarzenberg, zuerst bei dem Prinzen von Benevent (Talleyrand), den Ducs de Cadore et Bassano (Champigny und Maret), beim Prinzen-Erzkanzler Cambacérés und den anderen Ministern. In der Nacht vom 14. April fuhren wir nach Compiegne und wurden am folgenden Sonntage dem Kaiser und der Kaiserin nach der Messe vorgestellt. Der Kaiser ging den Kreis schnell ab, und der Botschafter, neben welchem Graf Metternich war, nannte die Namen. Die wenigsten wurden einer Anrede gewürdigt; der Kaiser war schon halb an mir vorüber, als Fürst Schwarzenberg meinen Namen nannte. Napoleon kehrte um, sah mich scharf an und ging weiter, ohne ein Wort zu sagen.

Nach der Vorstellung bei Hof fand die bei den Prinzessinnen des Kaiserhauses statt, bei der ältesten Schwester Napoleons, Elise, vermählte Bacciochi, bei Prinzessin Pauline Borghese und bei der jüngsten, Caroline, der Königin von Neapel. Diese interessierte mich am meisten, obwohl sie weniger schön war als Pauline. Sie sprach mit mir über die Schönheiten des Bosporus, ich sagte ihr, sie seien nach dem Urteile der meisten Reisenden größer als die ihrer Hauptstadt, aber keine Sultanin sei schöner als die Beherrscherin Neapels. Sie interessierte mich auch als die Liebschaft Metternichs, welcher sie auch später während ihres Aufenthaltes in Österreich besonders begünstigte und trotz der Eifersucht seiner Gemahlin ihr lebensgroßes Porträt in seinem Kabinette aufgestellt hatte. Diese Liebschaft des Ministers hat damals den Geschäften Österreichs in Paris sehr genützt.

Die Versammlung des diplomatischen Korps fand im Hotel des Fürsten Kurakin statt und zugleich die Vorstellung bei der Königin, die dort erschienen war. Dort brachtemir de Sacy die frohe Botschaft, daß das Restitutionsdekret für die orientalischen Handschriften endlich aus der Staatskanzlei herabgelangt sei, und damit war am 7. Mai der[199] Zweck meiner Reise erreicht. Die sechs Wochen, die von der Vermählung Napoleons bis zu meiner Abreise verstrichen, benützte ich zu Ausflügen in der Umgebung. Drei Tage, nachdem ich die Nachricht von dem Restitutionsdekret erhalten hatte, übernahm ich die Handschriften, und acht Tage später saß ich im Reisewagen als Kurier nach Wien.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Josef von: Erinnerungen aus meinem Leben. 1774–1852. Wien und Leipzig 1940, S. 192-200.
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