[412] (Asmus)
Die Kayserin und Friederich
Nach manchem Kampf und Siege
Entzweyten aber endlich sich
Und rüsteten zum Kriege;
[412]
Und zogen muthig aus ins Feld,
Und hatten stolze Heere,
Schier zu erfechten eine Welt
Und – Heldenruhm und Ehre. –
Da fühlten beyde groß und gut
Die Menschenvaterwürde,
Und wie viel Elend, wie viel Blut
Der Krieg noch kosten würde;
Und dachten, wie doch Alles gar
Vergänglich sey hienieden,
Und sahen an ihr graues Haar –
Und machten wieder Frieden.
Das freut mich recht in meinem Sinn!
Ich bin wohl nur fast wenig;
Doch rühm ich drob die Kaiserinn,
Und rühm den alten König!
Denn das ist recht und wohl gethan,
Ist gut und fürstlich bieder!
Und jeder arme Unterthan
Schöpft neuen Odem wieder.
Ach, Heldenruhm und Ehr' ist Wahn!
Schrey sich der Schmeichler heiser;
Die Gute ziemt dem großen Mann,
Nicht eitle Lorbeerreiser.
[413]
Gut seyn, gut seyn, großmüthig seyn,
Vollherzig zum Erbarmen,
Ein Vater Aller, Groß und Klein,
Der Reichen und der Armen!
Das machet selig, machet reich,
Wie die Apostel schreiben,
Ihr guten Fürsten, und wird euch
Nicht unbelohnet bleiben.
Gott wird euch Ruhm und Ehr' und Macht
Die Hüll' und Fülle geben,
Ein fröhlich Herz bey Tag und Nacht
Und Fried und langes Leben.
Und kömmt die Stunde denn, wovon
Wir frey nicht kommen mögen,
Euch schlecht und recht ohn' eine Kron,
Hin in den Sarg zu legen;
So wird der Tod euch freundlich seyn,
Euch sanft und bald hinrücken,
Und es wird euer Leichenstein
Euch nicht im Grabe drücken.
Und wie die Kinder wollen wir
Die Großen mit den Kleinen,
Um euch an eures Grabes Thür
Von ganzem Herzen weinen. –
[414]
Nun segne Gott von oben an,
Die Theil am Frieden nahmen!
Gott segne jeden Ehrenmann,
Und straf' die Schmeichler! Amen!
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