»Reich' mir die Hand, mein Leben! ...«

[47] ... zunächst einmal ohne die Fortsetzung »komm auf mein Schloß mit mir!« und lediglich zu dem Zweck, sie prüfend zu betrachten und festzustellen, ob sie für oder gegen ihren Inhaber spricht.


»Reich' mir die Hand, mein Leben! ...«

Eine ungepflegte Männerhand hält der Poet Chamfort für schlimmer als einen »Schlag ins Gesicht« – die feminin polierten Nägel eines Jünglings hingegen betitelt selbst der sonst für die weitestgehende Körperpflege der Männerwelt bedachte Herr von Balthesser für »indiskutabel«, von billigen Aventuriers, Friseurgehilfen in Mode gebracht.

Der goldene Mittelweg gibt den alleinigen Hinweis. Falle nicht täglich drei Minuten für den Nachschliff geopfert werden können und Gefahr für den tadellosen Bestand eines ja nicht zu langen Nagelovals besteht, ziehe man vor, eine einfache, kurze Rundung dem Nagel zu verleihen, wie sie manuelle Arbeiter, Maschineningenieure, Pianisten, Geiger, Bildhauer, Ärzte oder Sportprofessionals haben müssen.

Wer glaubt, dabei auf alle reelle Pflege verzichten zu dürfen, ist ein Sch ... mutzfink! Seife, Bürste, Nagelschere sind keine Kostbarkeiten, verleihen aber den Händen und Füßen ein längliches, gut gestaltetes Aussehen, worauf Wert zu legen ist. Da Leder schützt und die Haut glättet, ist in Freiluft der Handschuh, auch bei schönem Wetter, ein Mittel zum Endzweck.

Übertreibungen sind vom Übel – Lackieren überlassen wir der Talmiwelt, dem veritabeln Herrn genügt der matte Glanz, von der Lederquaste erzielt. »Hoftrauer« ist keine Loyalitätserklärung spitze Krallen sind kein Freibrief auf Dämonie, die Männerhand soll kräftig – aber nicht verletzend, weich – aber nicht weibisch, wohlgestaltet – aber nicht überzuckert sein![47]

Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 47-48.
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