»Bei Wellen- und bei Herzensschlag!«

[132] Glauben Sie nicht, wohlgestalteter junger Mann mit den blond schimmernden, gut zurückgekämmten Haarsträhnen, daß Sie in Ihrem unbedingt vorbildlichen schwarz-weißen Wolljantzenanzug, verführerisch hingestreckt, leicht in die Sonne blinzelnd, dem Nichtstun frönen können!


»Bei Wellen- und bei Herzensschlag!«

Zum großen Jagen wird geblasen – die Tage des Müßigseins sind dahin! Seitdem unselige Rekorde die Welt regieren und Schlanksein Modegesetz bleibt, seitdem haben Sie in weich geschaufelten Sandgruben nichts mehr zu suchen.

Ruderboote, schaukelnde Lagunen, Kanus aller Größen liegen zu Ihren Füßen, hüftenlose, ungeduldige Ruhe- und Rekordbrecherinnen stehen wie einst der Erzengel Gabriel mit feurigem Schwert – mit der Stoppuhr in der Hand – startbereit – erheben Sie sich!

Oder aber – um sich nicht einseitig orientiert festzulegen – stützen Sie sich mit einem kühnen Salto in die gierigen Fluten, um neben dem rotverkappten »Flapperlächeln« nicht um zwanzig Armzüge zurückzustehen. Greifen Sie zum sonnengroßen Wasserball und verteilen Sie ihn, wie ehemals Paris den streitumwobenen Apfel, an die Schönste der Nixen! Auf dem Rücken, auf dem Bauch und von allen Seiten bleiben Sie Herr der jeweils geforderten Situation. Auf der Rutschbahn und unter den Gewässern verlieren Sie nicht den Kopf und den Mut. Halten Sie Distanz mit Ihren Gegnern, und bewegen Sie sich nahe den gesetzten Zielen. – »Bei Wellen- und bei Herzensschlag« ist es umgekehrt als sonst im Leben: »Die Letzten werden niemals die Ersten sein!«[132]

Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 132-133.
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