Ladieskiller

[161] »Frauentöter«, die deutsche Version des »Ladieskiller«, klingt schrecklich barbarisch – denn im Grunde erwachen die Frauen unter der Suggestion jener Art Männer zumeist erst zu höchstem vitalem Erleben. Ladieskiller gibt es in tausenderlei Masken, wir alle haben unzählige Male die frappante Erfahrung von der geradezu unwahrscheinlichen Anziehungskraft irgendeines Mannes auf die Frauenwelt gemacht. Vom Muskelprotz bis zum Schöngeist, vom Salonmatador bis zum Bonvivant finden wir sämtliche Typen vereint. Alle aber besitzen die unheimliche Gabe, den Moment instinktiv zu erfassen, wann eine Frau ihnen restlos verfallen ist.


Ladieskiller

Manchen steht die Siegesgewißheit auf dem Gesicht geschrieben, oft bis zu tätlichem Widerspruch reizend. Manche sind stille Wasser, die die Zeit für sich arbeiten lassen, um plötzlich wie ein Kastenteufel aus dem Versteck hervorzuspringen. Andere betreiben die Sache mit System, sozusagen nach Kartothek – es sind die gefährlichsten, weil sie nüchterne Rechner und keine Künstler in ihrem Fach sind.

Ein »Ladieskiller« braucht nicht immer skrupellos seine »Opfer« auszusuchen und nach dem »Verspeisen« ihrem Schicksal zu überlassen, im Gegenteil, die Mehrzahl versteht es, mit allen Frauen, die ihnen nahe gestanden haben, freundschaftlich verbunden zu bleiben. Vielleicht, weil doch Regungen nachempfindender Dankbarkeit für Stunden der Erfüllung haften bleiben. Deshalb umgibt eben den bei Frauen erfolgreichen Mann ein turmhoher Wall von neidvoller Eifersucht Wenigerglücklicher.

Der Schürzenjäger hat mit einem »Ladieskiller« nichts gemein, er ist seine schäbige Volksausgabe, bleibt ein Möchtegern auf gleicher Stufe mit dem »Unwiderstehlichen«, einem scheußlichen Exemplar seiner Gattung. Ihr andern, bleibt nicht im Schatten des »Frauentöters«, dem Herzen und Körper in Gedankenschnelle zufliegen, schafft euch ein eigenes Wirkungsfeld, in dem euer Scharm und eure Liebenswürdigkeit sowie Verständnis für die Eigenart der Frau bestens zur Geltung kommen.[161]

Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 161-162.
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