Auch ein Sport.

[141] Eine Ironie des Begriffs: zum Beispiel »das Bücherhamstern«. Mann oder Frau – ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht bilden eine Riesenzahl. Man sieht ein Buch bei irgendwem – man debattiert darüber – kennt es natürlich noch nicht – war gerade im Begriff, es zu kaufen – bittet der Einfachheit halber, es zu leihen – nimmt es mit sich – liest es, mehr oder weniger begeistert – erinnert sich dann plötzlich nicht mehr, von wem es gewesen war, da viele solche Bücher herumliegen – tut es gedankenlos oder -voll (je nach der Sensibilität) zu den übrigen in den Schrank – bei Gelegenheit würde man schon daran denken – aber – man »denkt gar nicht daran«! Fertig.

Es geht weiter: zum Beispiel »das Amateurphotographieren«. Heutzutage ausgeübt durch nicht immer holde Frauenwelt! Sie sind immer schußbereit, immer aufdringlich,[141] immer bei den sinnlosesten Begebenheiten zur Stelle, knipsen Händeschütteln dicklicher Verwandten, überfüllte Autos, Ausflugsrestaurants mit Berggruppen, – sie erflehen eine einzige Minute und brauchen eine halbe Stunde, versprechen Postkarten und Glanzabzüge, die Bilder sind aber immer mißraten, da die Beleuchtung nicht ausreichte oder die Platte nicht herausgezogen war. Entsetzlich! Als letztes: »Sammeln«: Der Herr Doktor sammelt Streichholzschachteln, die Frau Mutter Serviettenringe, die Frau Tante Blumenvasen, der Herr Vater Havannaringe, der Sextaner Briefmarken, der Backfisch Eingläser, der Student Strumpfbänder, die Köchin Zigarettenschachteln (aus Blech), die Diva Pelzmäntel, der Snob Fürstennamen und die Frivole Männerherzen! Courths-Mahler-Sehnsucht stirbt nicht aus – im Gegenteil – je mehr Verehrer zu Füßen, desto angenehmer. Wohl der harmloseste idealste Sport – der unerreichbare – der erträumte, denn in Wirklichkeit finden sich keine so dummen Männer mehr! – Im Gegenteil![142]


Auch ein Sport

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 141-143.
Lizenz:
Kategorien: