Tod des Herrn Amtmanns und Dienstantritt

bei dem Herrn von Brock zu Stade

[78] So war mir ein Jahr auf das angenehmste verstrichen, als sich der Herr Amtmann aufs Krankenbett legte und starb. Dieser Todesfall zerstörte mit einem Male all meine Plane und Aussichten und nötigte mich, brotlos zu meinen Eltern zurückzukehren.

Da sie mich aber nicht vorteilhaft bei sich anstellen und mir Brot geben konnten, so wandte ich mich deshalb an den Herrn Landeshauptmann Drost von Fabrici, einen Edelmann im eigentlichen Sinne des Worts, welcher mich nach Stade zum Herrn von Brock, seinen Schwestersohn, in Dienst brachte.

Nachdem mich der Herr Landeshauptmann anständig hatte kleiden lassen, erhielt ich von ihm Reisegeld und einen Brief an den Herrn Spediteur Ipsen zu Hamburg, wohnhaft auf dem Kampt in der Nähe des Gänsemarkts, dieser würde mir eine gute Gelegenheit nach Stade ausmachen.

Es war gegen Weihnachten des Jahres 1779, als ich, von tausend Glückwünschen meiner Familie begleitet, diesen wichtigen Schritt in die Welt unternahm und nach Hamburg zu wanderte. In Ratzeburg ließ ich mich mit meinen Sachen auf der Post einschreiben, da aber die Kälte in der Nacht außerordentlich stark wurde und ich es auf dem offenen Postwagen nicht mehr aushalten konnte, so ließ ich meine Sachen auf der Post und übernachtete zu Steinbek, von wo aus ich früh halb acht Uhr in Gesellschaft einiger Fuhrleute, welche gleichfalls in Steinbek gelegen hatten, glücklich nach Hamburg kam.

Quelle:
Sachse, Johann Christoph: Der deutsche Gil Blas oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers. Von ihm selbst verfasst, Berlin 1977, S. 78-79.
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Der deutsche Gil Blas
Der deutsche Gil Blas oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers
Der deutsche Gil Blas. Eingeführt von Goethe. Oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers