Der 28. Januar.[108] 1

Den anderen Tag mußte zum Secretair. Dieser bot mir Arbeit an; ich sollte nach die Arbeiterkolonie gehen in die Diesdorferstraße in Magdeburg. Ich verzichtete auf die Fünfundzwanzig-Pfennig-Winde. Vor meiner Ueberweisung hatte der christliche Leiter dieser Anstalt mich auf mein Ersuchen nicht aufgenommen, – jetzt wollte ich nicht – es war zu spät.

Der Secretair war ein ruhiger Mann und als ich es ihm sagte: Warum? Weshalb!

Gab er mir recht.

Am Abend gab ich meine Marke als Mitglied der Löschmannschaft ab.

Den Nachmittag war beim Doktor. Es war nicht der Anstaltsarzt, sondern ein Vertreter.

Nach der Frage: Sind sie gesund?

Log ich mit »Ja.« Mein Rücken war voller Grind und Pickels, aber 'raus wollte ich aus dieser Hölle – 'raus aus dieser Menschenquälerei.[108]

Den letzten Tag haben mich M., W. und der Magdeburger anständig behandelt. Am anderen Morgen füllte der Pferdehändler meinen Platz als Raddreher aus.

Die Nacht schlief fast gar nicht, so eine höllisch lange Nacht. So ewig lang ist mir noch keine geworden.

Fußnoten

1 (Die folgenden Zeilen sind ohne jede Aenderung abgedruckt. Der Herausgeber.)


Quelle:
Schuchardt, Ernst: Sechs Monate im Arbeitshaus. Erlebnisse eines wandernden Arbeiters, Berlin [1907], S. 109.
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