Sekretär Löwe.

[207] Nun lebte ich wieder stiller für mich weg. Ich hatte das Glück, eine der herrlichsten Frauen kennen zu lernen. Oh, man darf nur eine Herzogin von Mecklenburg-Schwerin und Prinzeß Ulerika nennen. Ich wurde zu ihnen gerufen, und das überaus leutselige Betragen riß mich ganz für sie hin. Auch lernte ich mir gegenüber Herrn Lizentiat Dresser und seine Frau kennen, die mir manchen vergnügten Nachmittag und Abend machten. Kurz, es war doch etwas. Auch wurde ich an einem Nachmittag zu Herrn Bubbers geladen, bei dem auch zum Besuch war Herr Sekretär Löwe aus Mecklenburg-Schwerin, der die berühmte Mademoiselle Schönemann vom Theater geehelicht. Auch sie war da. Beide, Mann sowohl wie Frau, waren sehr artig gegen mich; besonders Herr Löwe, der sich ungemein glücklich pries, eine Person von so seltenen und vortrefflichen Naturgaben, wie ich wäre, kennen zu lernen. Nie hat mich ein Mensch mehr um meine Freundschaft gebeten, als eben der Herr Löwe, daß ich so bestürzt[207] dastand, ohne ihm fast antworten zu können. Ich sagte es ihm auch, daß er mich ganz beschämte. Und gewiß war der heutige Tag einer meiner liebsten, die ich in Hamburg gehabt, an welchem ein redlicher Mann, wofür ich ihn hielt, mich so sehr seiner Freundschaft und Achtung versichert hatte. »Denn was hätten Sie davon, wenn Sie anders dächten, als wie Sie zu mir sprechen.« »Nein, Mademoiselle, ich versichere Sie auf Ehre, ich wünschte nichts mehr: als eine Gelegenheit zu haben, Ihnen dienen zu können, um zu zeigen, wie sehr ich Ihr Freund bin. Gott mache mich doch so glücklich!« Noch weit mehr sagte er mir, und das mit einem so ehrlichen Gesicht, als ob's aus dem Munde und Herzen eines Engels käme.

Quelle:
Schulze-Kummerfeld, Karoline: Lebenserinnerungen. Berlin 1915, S. 207-208.
Lizenz: